Spürnasen

Juli 1991: Nach dem Golfkrieg bietet Saudi-Arabien viel Geld für deutsche Panzertechnologie. Auf der Wunschliste der Scheichs: 110 Transport- und Spürpanzer des Typs "Fuchs", 50 Flugabwehr-Panzer "Gepard". Dazu "eine unspezifizierte Anzahl" von Schützenpanzern "Marder". Kampfpanzer "Leopard II"? Nein, der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher ist dagegen, der Bundessicherheitsrat wird es wahrscheinlich auch sein. Zuviel böses Blut hat es schon wegen der deutschen Hilfe zum irakischen Giftgas-Programm gegeben, jetzt muß man Rücksicht auf Israel nehmen. Im Auftrag der Thyssen Industrie AG werden zwei sogenannte Marketing-Firmen aktiv. Firmensitz: Panama. Drahtzieher: Karlheinz Schreiber, ein Unternehmer aus dem bayerischen Kaufering, Intimfreund von Franz Josef Strauß und CSU-Mitglied. Thyssen verspricht sich viel von ihm: Die Vermittlung läßt er sich 150 Millionen Mark kosten. Auch die arabischen Auftraggeber zahlen kräftig in die Bakschisch-Kasse ein. In den folgenden Wochen fließen Millionenbeträge unter anderem an Strauß-Sohn Max, an den Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Ludwig Holger Pfahls, und den früheren CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep. Am Ende erhalten die Saudis immerhin 36 Transport- und Spürpanzer "Fuchs".

Acht Jahre später, am 31. August 1999, wird Schreiber wegen Steuerhinterziehung und Bestechung in Kanada verhaftet. In Südostasien sind Zielfahnder Pfahls auf der Spur. Zur gleichen Zeit bietet die Türkei viel Geld für deutsche Panzertechnologie. Geschätztes Auftragsvolumen: 15 Milliarden Mark. Auf der Wunschliste: 200 Transport- und Spürpanzer des Typs "Fuchs". Kampfpanzer "Leopard II", insgesamt 1 000 Stück? Nein, Außenminister Joseph Fischer ist dagegen, der Bundessicherheitsrat wird es wahrscheinlich auch sein. Zuviel böses Blut hat es schon wegen PKK-Chef Abdullah Öcalan gegeben, jetzt muß man Rücksicht auf die Kurden nehmen. Bundeskanzler Gerhard Schröder setzt einen "persönlichen Beauftragten für Sondermissionen" ein. Auftrag: Beziehungen zur Türkei verbessern. Name: Walther Leisler Kiep. Auch so kann man die Industrie von Nebenkosten entlasten.