Ufa versus DFB

Hamburger Putsch

Intrigen und Machenschaften gehören zum Sport wie Klimmzüge und Blutgrätschen. Aber was sich im vergangenen November beim HSV abgespielt haben soll, hätten sich auch sportliche Realos so nicht vorstellen können.

Unter dem Verdacht, einen regelrechten Putsch bei dem Bundesligisten inszeniert zu haben, steht das Großkapital. Ufa-Sports, eine Bertelsmann-Tochter, zu deren Vermarktungsimperium neben 45 Nationalmannschaften auch sechs von insgesamt 18 Bundesliga-Vereinen gehören (Übertragungsrechte: Leverkusen, Wolfsburg, 1860; Komplettvermarktung: Dortmund, HSV, Hertha BSC), soll versucht haben, die Wahl von Werner Hackmann zum hauptamtlichen Vorstandsvorsitzenden zu verhindern.

Schon vorher hatte es Gerüchte gegeben, Hamburgs früherer Innensenator sei womöglich zu eigensinnig, als dass er von der Ufa, deren Vertrag mit dem HSV noch 15 Jahre läuft, jemals akzeptiert werden würde. Also, so der mutmaßliche Tathergang im November letzten Jahres, rekrutierte die der Ufa nahe stehende PR-Agentur Salaction bezahlte Unruhestifter - unter anderem einen Hamburger Theater-Schauspieler -, die für 500 Mark pro Person auf der Mitgliederversammlung Stimmung gegen Hackmann machen sollten.

Der wurde jedoch trotzdem gewählt, und nun hat die Ufa ein Problem. Einerseits ist Hackmann über den Marketingpartner sehr erbost, »das Vertrauen ist erschüttert«, sagte er - daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Sportvermarkter seinen Pressechef Roland Thumann als mutmaßliches Bauernopfer feuerte und die Geschäftsverbindungen zur Agentur Salaction demonstrativ beendete.

Andererseits - und das ist für die Ufa weitaus schlimmer - ist der Deutsche Fußball-Bund DFB hellhörig geworden. Auf einen möglichen Putschversuch wie in Hamburg scheinen die gegenüber mächtigen Vermarktern zunehmend kritischer werdenden Funktionäre nur gewartet zu haben.

»Wir werden das nicht in der Öffentlichkeit kommentieren«, meint zwar DFB-Sprecher Michael Novak zu dem Vorfall in Hamburg. Sicher scheint jedoch, dass dem Verband dadurch genug Munition gegen die zunehmend mächtiger werdenden Vermarkter geliefert wurde, schon im anstehenden Lizenzierungsverfahren für die Saison 2000/2001 könnte das zu Konsequenzen führen. Bereits im Oktober 1998 hatte der um seinen Einfluss auf die kickende Spitzenklasse bangende Verband verfügt, dass Vertreter ein und desselben Vermarkters nicht gleichzeitig in den höchsten Gremien miteinander konkurrierender Vereine sitzen dürfen - man befürchtete neben dem Machtverlust für den DFB wohl auch Wettbewerbsverzerrung und verbotene Absprachen, z.B. im Abstiegskampf.

Die neue Regelung tritt beim jetzt anstehenden Lizenzierungsverfahren in Kraft. Bei der Ufa hat sie jedoch bisher wenig Eindruck hinterlassen, man mokierte sich demonstrativ über »investitionshemmende Regelungen«, obwohl sich notfalls Strohmänner in den Aufsichtsräten installieren ließen. Aber nun zieht der Hamburger Skandal Kreise, was der Ufa nicht recht sein kann. Auch beim Ufa-Klienten Hertha BSC ist man deutlich irritiert. Aufsichtsrat Robert Schwan versucht zwar abzuwiegeln: »Diese Dinge haben wir von vorneherein ganz klar geregelt. Die Ufa besorgt Geschäftspartner und Sponsoren, alles andere ist unsere Sache.« - Aber das werden auch die Hamburger geglaubt haben.