Nicht ganz der Vater

ich-ag der woche

Max, du musst jetzt sehr tapfer sein. Das Leben hat dir übel mitgespielt. Dein Vater, der ehemalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU), erkor dich zum »Kronprinzen« (Spiegel) seines weltweiten Polit- und Geschäftsimperiums. Als Privatsekretär von eigenem Fleisch und Blut schleifte er dich gewissenlos mit an die Verhandlungstische der Mächtigen dieser Welt.

Da saßt du nun mit deinem netten Lächeln. Und bekamst auch noch immer mehr Geld für deine Familiendienste überwiesen. 5,2 Millionen Mark an Provisionen halste man dir auf, bloß weil du Airbusse und Panzer ins Ausland verkauft hattest. Mit deinem Lehrer, dem Kaufmann Karlheinz Schreiber, musstest du rastlos den Globus umrunden. Bis nach Bangkok scheuchte man dich, damals wegen der Thai Airways. Du musstest sogar mit Ex-Geheimdienstlern wie Pierre Léthier und krummen Typen wie Dieter Holzer nach Vaduz, um die Millionenerträge deiner Mühen in komplizierten Liechtensteiner Stiftungsnetzwerken zu verstecken!

Undank ist der Welten Lohn. Nun sollst du dich für deine Frondienste auch noch vor Gericht verantworten! Ja, deine Gegner ließen sogar die Gruft deines Vaters pfänden. Dessen ehemaliger engster Vertrauter, Edmund Stoiber, behauptet, von deinem Leid überhaupt keine Kenntnis gehabt zu haben! Schweigst du, droht dir der Knast. Redest du, könntest du das Lebenswerk deines Vaters beschädigen. Aber irgendwo da draußen müssen doch noch Leute sein, die an dich glauben? Gib nicht auf! Denn der Tag der Abrechnung wird kommen …

jan süselbeck