Heim ins Reich
»Die spanische Regierung tut nichts, nichts und noch einmal nichts.« Klare Worte von Efraim Zuroff, dem Vorsitzenden des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem. Grund der Kritik sind neue Erkenntnisse, nach denen sich einer der meistgesuchten NS-Verbrecher, Aribert Heim, an der spanischen Mittelmeerküste aufhalten soll. Israelische Medien berichteten vergangene Woche, dass die spanische Polizei kurz vor der Festnahme des 91jährigen stehe.
Heim war in den Konzentrationslagern Mauthausen, Sachsenhausen und Buchenwald als Arzt tätig und war berüchtigt für seine sadistischen Experimente an den Insassen. Er führte Operationen an lebenden Menschen durch und soll hunderte Gefangene mit Injektionen ins Herz getötet haben. Die Köpfe zweier von ihm ermordeter holländischer Juden schmückten seinen Schreibtisch. Nach Alois Brunner, der in Damaskus vermutet wird, gilt Heim als die Nummer zwei der flüchtigen NS-Mörder. Nach Kriegsende war er zunächst als Frauenarzt in Süddeutschland tätig, bis 1962 gegen ihn Anklage erhoben wurde. Er konnte jedoch fliehen und wird seitdem mit internationalem Haftbefehl gesucht. Aufgrund von Überweisungen von seinem millionenschweren Berliner Konto kamen ihm nun die Fahnder auf die Spur, der entscheidende Hinweis aber stammte von einem israelischen Bürger, der in diesem Sommer auf Ibiza Urlaub machte. Als er in einem Geschäft Hebräisch sprach, machte ein alter Mann mit deutschem Akzent eine abfällige Bemerkung und ging hinaus. Der Urlauber meldete den Vorfall, die Beschreibung passte genau auf Heim: 1,90 Meter groß und eine V-förmige Narbe quer über das Gesicht.
Altnazis fühlen sich offensichtlich wohl in Spanien. Trotz gehäufter polizeilicher Aktionen gegen militante Neonazis gibt es in Spanien ein gut funktionierendes Netzwerk von rechtsextremen Verlagen und alten faschistischen Organisationen, von dem auch Heim profitieren konnte. Aber auch die Untätigkeit der spanischen Regierung kam ihm zugute, so Efraim Zuroff: »Eine ganze Menge Nazi-Kriegsverbrecher lebte in den vergangenen Jahrzehnten dort. Die spanische Regierung interessiert das nicht.« Mittlerweile soll sich Heim bereits wieder nach Lateinamerika abgesetzt haben.