Hugo geht shoppen ­

Chávez will die wirtschaftliche Kooperation mit dem Iran und Russland verstärken. von thilo f. papacek

Sie scheinen einander wirklich lieb zu haben. Venezuelas Präsident Hugo Chávez Frías und sein iranischer Amtskollege Mahmoud Ahmadinejad haben lange Zeit Händchen gehalten, als sie am Montag vergangener Woche eine petrochemische Anlage in Assaluyeh an der iranischen Golfküste einweihten, berichtete die BBC.

Chávez ist erneut auf Tour, und seine Route führte ihn zu den Ländern, die er in seiner kruden außenpolitischen Weltsicht auf seiner Seite wähnt. Wie bereits im vergangenen Jahr besuchte er Staatschefs in Russland, Weißrussland und Iran, die, wie er selbst auch, eine gespannte oder feindselige Beziehung zur US-amerikanischen Regierung haben. Mit ihnen will Chávez wirtschaftlich kooperieren, um gegenüber den USA an Stärke zu gewinnen. »Der gemeinsame Aufbau von Unternehmen wird es uns ermöglichen, das Monopol der Supermächte zu brechen«, sagte er in Teheran.

Tatsächlich mutet die Tour von Chavéz wie ein Einkaufsbummel an. In Weißrussland vereinbarte er Kooperationsabkommen bei der Rohölgewinnung und bei der Herstellung von Baumaterialien. In Russland versuchte er, Präsident Wladimir Putin davon zu überzeugen, dass Gazprom in Venezuela investieren solle, und verhandelte über den Kauf von Kampfhubschraubern.

Strategisch wichtiger aber ist das Bündnis mit dem Iran. Gemeinsam mit dem islamistischen Regime will Chávez mehrere Raffinerien im Iran und in Venezuela aufbauen. Einige Kooperationsprojekte, Fabriken für Traktoren und Plastikprodukte, sind bereits im Bau. Für Ahmadinejad ist die Kooperation zwischen den beiden Ländern unmittelbar nützlich. Chávez versprach, billiges Benzin an den Iran zu verkaufen. Dort gibt es zu wenige Raffinerien. Ende Juni kam es zu Auseinandersetzungen in Teheran, nachdem das Benzin rationiert worden war. Wie zum Dank für die Hilfe sagte Ahmadinejad, dass Venezuela eine wichtige Macht in Lateinamerika sei, so wie der Iran in seiner Region.

In Brasilien wird man dies nicht so gerne gehört haben. Kaum war Chávez zurück von seiner Tour, stellte er dem brasilianischen Kongress ein Ultimatum, bis zum September den Beitritt Venezuelas zum Mercosur, dem gemeinsamen Markt von Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay, zu ratifizieren. Andernfalls werde sich Venezuela aus den Verhandlungen zurückziehen.

Nicht wenige im brasilianischen Kongress möchten, dass die Beitrittsverhandlungen scheitern. Wenn Venezuela in den Mercosur eintritt, soll eine Gaspipeline von Caracas bis Buenos Aires gebaut werden. Brasilianische Kommentatoren fürchten die Abhängigkeit bei der Erdgasversorgung und erinnern an die Energieembargos Russlands gegen die Ukraine und Weißrussland in den vergangenen Jahren.

Auch Hugo Chavez ist mit einigen Konditionen des Mercosur nicht zufrieden. Er fürchtet, dass nach der Öffnung des Marktes Venezuela mit brasilianischen Gütern überschwemmt werden könnte. »Ich werde die venezolanischen Händler nicht im Stich lassen, weder im Angesicht brasilianischer noch iranischer Interessen«, sagte Chávez. Er bleibt eben doch ein Realpolitiker und Nationalist. Er tanzt auf vielen Hochzeiten, und wenn er bei der einen ausgeladen werden sollte, kann er noch zu anderen weiterziehen.