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»Wir haben versucht, auf dem Landweg in Palästina einzureisen. Wir haben es auf dem Luftweg versucht. Dieses Mal ist es uns ernst: Wir nehmen ein Schiff.« So kündigt eine Gruppe mit dem Namen »Free Gaza Movement« ihren Plan für den 5. August an, mit einen Schiff von Zypern nach Gaza zu reisen. Das klingt alles ziemlich sonderbar, schließlich kann, wer will, von Israel aus auf dem Fußweg oder auch gemütlich mit dem Auto in die paläs­tinensischen Gebiete reisen, und dass weder Gaza-Stadt noch Ramallah einen funktionierenden Flughafen haben, dürfte eigent­lich bekannt sein. Unklar ist auch, ob die Aktivisten es schon am ägyptischen Grenzübergang nach Gaza versucht haben. Wie dem auch sei, sie wollen unbedingt mit einem Schiff nach Gaza, und das ist tatsächlich nicht vorgesehen, denn Israel hat eine »Son­dersicherheitszone« vor den Ufern des Gaza-Streifens verhängt.
In Israel wird nun darüber diskutiert, wie man mit der offenbar als Provokation gedachten Aktion umgehen soll, und immer mehr scheint sich die Meinung durchzusetzen, das Schiff einfach zu ignorieren. In der Tat steht wohl weniger die Sicherheit Israels auf dem Spiel als die der selbsternannten Boatpeople. Denn in Gaza brennt mal wieder die Luft. Insgesamt sieben Menschen starben am Freitag voriger Woche bei einer Serie von Bombenanschlägen. Die Hamas beschuldigte die Fatah, hinter den Anschlägen zu stecken, und nahm bei einer Großrazzia mindestens 160 Fatah-Anhänger fest, darunter zwei Journalisten. Am Samstag kam es zu Kämpfen, als, nach Aussagen der Hamas, Polizisten mehrere Mitglieder der al-Qaida nahe stehenden »Armee des Islam« festnehmen wollten. In der Westbank ließ die Fatah am Sonntag und Montag 85 Hamas-Anhänger festnehmen. Zwei Menschenrechtsorganisationen, Human Rights Watch und die pa­lästinensische Organisation El Hak, warfen den Sicherheitskräften sowohl im Westjordanland als auch im Gaza-Streifen vor, rou­tinemäßig Gefangene zu foltern. Präsident Mahmoud Abbas versuchte am Sonntag in Kairo, Ägypten zu überreden, arabische »Peacekeeper«-Truppen nach Gaza zu senden. Ägypten lehnte jedoch offenbar dankend ab. Aber am 5. August kommen ja die europäischen Friedensbewegten mit ihrem Boot, dann wird sicher alles gut.