Undänische Umtriebe

Gäbe es ein journalistisches Pendant zum One-Hit-Wonder, der Kanadier Declan Hill wäre ganz sicher eines. Rund eine Woche schaffte er es mit seinen Theorien über Wettbetrug im europäischen Fußball auf alle Titelseiten, in Talkshows, Magazine, bis plötzlich Schluss war und man nichts mehr von ihm hörte. Immerhin hatte er es in einer Woche Ruhm geschafft, unter selbsternannten Sport-Blockwarten Begehrlichkeiten zu wecken. In der ARD-Talkshow »Beck­mann« äußerte sich Hill lobend über das dänische Anti-Spielmanipulations-Modell, wo man telefonisch anonym Verdächtiges melden könne. Die »Hotline mod snyd« des dänischen Fußballverbandes ist allerdings weit mehr als nur eine kostenfreie Telefonnummer für besorgte Fans und Spieler – auf der dazugehörigen Web­seite mischt sich nationalistische Borniertheit mit Ressentiments gegen Ausländer. Unter einem Foto zweier europäisch aussehender Kicker werden auf der Hotline-Page zunächst einige rhetorische Feststellungen gemacht. Man könne in aller Regel sicher sein, dass keine Manipulation im Spiel sei. So weit, so okay. Dann aber werden die Hotline-Macher konkret: »So ist die Moral im dänischen Fußball. Und so soll sie auch bleiben. Aber es gibt Menschen da drau­ßen in Asien und Europa, die bestechen wollen, um bestimmte Resultate zu erreichen.« Deswegen werden Interessierte aufgerufen, undänische Umtriebe sofort telefonisch weiterzugeben. Aber nicht nur Schiebereien sollen gemeldet werden: Schwarze Kassen, wettende Spieler, Vorverträge, vertragliche Tricksereien, alles ist von Interesse. Denn: »Nur so sicherst du dir, deinem Verein und dem dänischen Fußball die sportlich richtigen Resultate auf dem Platz!« Höchste Zeit, dass so eine Hotline auch in Deutschland etabliert wird!