Tzipi Livni

Neuer Traumjob

»Die Entscheidung ist gefallen«, sagte Tzipi Livni. Die Außenministerin hat die Wahlen um den Vorsitz der Kadima-Partei vergangene Woche mit einem knappen Vorsprung gewonnen. Sie löst damit den wegen Korruptionsvorwürfen zurückgetreten Ehud Olmert an der Parteispitze ab und hat gute Chancen, die nächste Ministerpräsidentin Israels zu werden. Der innerparteiliche Wahlerfolg war im Vergleich zu den Problemen, die nun auf sie zukommen, noch die leichtere Übung. Am Montag wurde die 50jährige von Präsident Shimon Peres mit der Regierungsbildung beauftragt. Gelingt es ihr innerhalb der nächsten sechs Wochen nicht, eine parlamentarische Mehrheit zu finden, gibt es vorgezogene Neuwahlen. Die Oppositionsparteien wollen diese, doch auch bei einigen bisherigen Koalitionspartnern findet Livni wenig Unterstützung. So hat es etwa Benjamin Netanyahu vom Likud-Block bereits kategorisch ausgeschlossen, sich einer Regierung der »nationalen Einheit« unter Livnis Führung anzuschließen und Neuwahlen gefordert. Derzeit würde der Likud-Block Umfragen zufolge stärkste Partei werden, offenbar befürchtet Netanyahu, Livni könnte als Ministerpräsidentin Popularität gewinnen.
Livnis Eltern waren in einer jüdischen Widerstandsgruppe gegen die britische Mandatsmacht aktiv. Sie glaubt »an das Recht des jüdischen Volkes auf das ganze Land Israel«, gilt aber als pragmatisch und geschickt bei Verhandlungen. Die ehemalige Mossad-Mitarbeiterin und Anwältin wird häufig mit Golda Meir verglichen. Als sie 2004 zur Justizministerin ernannt wurde, bezeichnete sie den Posten als ihren »Traumjob.« Falls es in den nächsten Wochen zu einer Einigung kommt, wäre sie das zweite weibliche Regierungsoberhaupt in der Geschichte Israels. Dann würden drei Frauen an der Spitze der drei Gewalten Israels stehen; Knesset und Oberster Gerichtshof werden bereits von Frauen geleitet.