»Schweigen ist Gewalt gegen Frauen.«

Unter diesem Motto demonstrierten am Freitag voriger Woche rund 700 Frauen und Angehörige von Frauen- und Bürgerrechtsgruppen in Suleymania im kurdischen Nord­irak gegen das konservative irakische Familienrecht. Dieses stammt aus dem Jahre 1959 und enthält viele Elemente des Sharia-Rechts. Ehrenmorde und Polygamie sind legalisiert, das Scheidungsrecht benachteiligt Frauen, Zwangsheiraten stehen nicht unter gesetzlichem Verbot. Die kurdische Regionalregierung lehnt eine grundlegende Modernisierung des Familienrechts ab und hat nun nach langen Diskussionen Polygamie nicht abgeschafft, sondern »unter gewissen Auflagen« weiter zugelassen. So dürfen Männer fortan »nur« eine zweite Frau heiraten, wenn die erste unfruchtbar oder krank ist. Die Aktivisten der »Plattform 25. November« – benannt nach dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen – wollen nun eine Neuverhandlung des Gesetzes und eine vollständige Abschaffung der Polygamie erreichen. Außer in Tunesien und der Türkei ist in allen islamischen Ländern die Mehrehe gestattet. Im kurdischen Nordirak ist es vor allem der Klerus, der für eine weitgehende Adaption der Sharia in der regionalen Gesetzgebung kämpft.