»Ein Dunstkreis von Saufnazis«

Am Wochenende wurde der Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl vor seiner Haustür mutmaßlich von einem Nazi niedergestochen. Eine Sprecherin der Antifa Passau gibt Auskunft über die Nazis in der Region und ihre Umtriebe.

Ihre Gruppe bezeichnet den Angriff auf Mannichl als »jüngste Eskalation in einer Reihe neonazistischer Gewalt«. Was hat sich vorher ereignet?

Im Lauf der Beerdigung von Friedhelm Busse im Juli griffen die Nazis einen Journalisten und mehrere Passanten an. In Fürstenzell nahe Passau haben die Nazis ihren Treffpunkt, »Traudls Café«. Wenn dort Antifas protestieren, greifen die Nazis sie auch vor den Augen der Polizei an. Für Passau und die Region ist das neu und hat dieses Jahr zugenommen.

Wie groß ist die Naziszene?

In Passau gibt es keine. Die organisierten Nazis kommen aus dem Umland. Ich würde ihre Zahl auf ungefähr 30 schätzen, es gibt aber einen Dunstkreis von Saufnazis, sodass sich zu Veranstaltungen schon mal 100 Leute versammeln, auch aus Ober­österreich, dem Bayrischen Wald, dem Rottal-Inn-Kreis.

Welche Rolle spielt die NPD?

Die Versuche, eine »Freie Kameradschaft« zu gründen, misslangen immer. Die NPD ist deshalb bestimmend. Seitdem der Kreisverband einen neuen Vorsitzenden hat, ist der Organisationsgrad gestiegen. Zudem hat die NPD mit »Traudls Café« einen festen Veranstaltungsort.

In den Neunzigern nutzten die DVU und die NPD die Passauer Nibelungenhalle für Großveranstaltungen. Seither hat Passau den Ruf einer »braunen Stadt«. Zu Recht?

Ohne etwas relativieren zu wollen: In Passau ist nicht viel von den Nazis zu sehen. Die Stadt hat aus den Neunzigern unter Nazis immer noch den Ruf, eine starke Antifa zu haben. Es gibt keine NPD-Infostände, die Nazis bekommen keine Veranstaltungsräume mehr. Wer also Passau als Hochburg der Nazis bezeichnet, relativiert eher das, was in anderen Regionen abläuft.