Antizionismus und so weiter

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Zunächst einmal darf man sich nicht von dem etwas unseriös wirkenden Cover abhalten lassen. Auch der Stil des Autors ist gewöhnungsbedürftig. Manchmal polemisch, wo es genau sein sollte, manchmal etwas detailversessen, wo es aufs Gesamte ankäme. Auch das Thema des Buchs ist nicht ganz klar. »Der ewige Sündenbock« lässt eigentlich eine historische Beschäftigung mit dem Antisemitismus erwarten, der sperrige Untertitel (»Heiliger Krieg, die ›Protokolle der Weisen von Zion‹ und die Verlogenheit der so genannten Linken im Nahost-Konflikt«) schränkt diese Erwartung gleichzeitig ein und lässt einen thematischen Gemischtwarenladen vermuten.
Tatsächlich fehlt diesem Buch der rote Faden, und vieles hat man als jemand, der sich für arabischen und linken Antizionismus und Antisemitismus und für Israels Gründungsge­schich­te interessiert, schon irgendwo gelesen. Doch es gibt auch materialreiche und inte­ressante Kapitel, die der Lektüre wert sind, zum Beispiel über das Massaker von Hebron 1929, die Verbindungen deutscher Nationalsozialisten in den Nahen Osten und über den Flüchtlingsstatus der Palästinenser. Das Kapitelchen über die Linke und ihr Verhältnis zu Israel ist dagegen schwer enttäuschend und wirkt vollständig willkürlich zusammengestellt, wie auch der Inhalt des gesamten Buchs ein wenig zusammengewürfelt erscheint. In der aktuellen Konkret findet man einen schönen Beitrag des Autors zum Nahost-Konflikt.

Tilman Tarach: »Der ewige Sün­denbock«, Edition Telok, Freiburg 2009, 300 S., 19,80 Euro