23

Die Ermittlungen dauerten fast zwei Jahre und erstreckten sich über das gesamte Staatsgebiet der USA. In der vergangenen Woche endete die »Operation Xcellerator« mit landesweiten Razzien. 755 Verdächtige wurden festgenommen, und in manchen Asservatenkammern herrscht nun wohl Platzmangel. Nach Angaben der Drug Enforcment Agency wurden insgesamt 23 Tonnen Drogen gefunden. Für fast jeden Geschmack war etwas dabei, unter anderem zwölf Tonnen Kokain, acht Tonnen Marihuana, 600 Kilogramm Amphetamine und 1,3 Millionen Ecstasy-Pillen. Beschlagnahmt wurden zudem 59 Millionen Dollar in bar, 169 Waf­fen, 149 Autos, drei Schiffe und drei Flugzeuge. In anderen Wirtschaftssektoren mag Rezession herrschen, das Drogengeschäft hingegen läuft offenbar so gut, dass ausländische Investoren sich verstärkt für den Markt der USA interessieren.
Nach Angaben der Ermittler gehörten die beachtlichen Bestände dem mexikanischen Sinaloa-Kartell. Der Kampf der Kartelle gegen Konkurrenten, Polizei und Armee nimmt in Mexiko immer brutalere Formen an, im vergangenen Jahr fielen ihm mehr als 6 000 Menschen zum Opfer. Auf dem Territorium der USA, dem weltweit lukrativsten Markt für Drogen, waren die Kartelle schon immer aktiv. Doch befürchten die US-Behörden, dass blutige Kon­kurrenzkämpfe zunehmen werden, und wohl auch, obwohl dies offiziell nicht gesagt wird, dass die Kartelle, wie in Mexiko, den Staatsapparat infiltrieren könnten. Die jüngste Razzia gilt als Beleg für die Ausbreitung des Vertriebsnetzes. Durchsuchungen fanden nicht nur in Orten nahe der Grenze zu Mexiko statt, sondern auch in Atlanta, Vororten Washingtons und Kleinstädten wie Stow, Ohio. Die Kartelle gelten den US-Behörden als Bedrohung für die »nationale Sicherheit«, ein im Januar veröffentlichter Bericht des United States Joint Forces Command bezeichnete Pakistan und Mexiko als »zwei große und wichtige Staaten, in de­nen ein schneller und plötzlicher Zusammenbruch« denkbar sei. Präsident Barack Obama, der zugab, als Jugendlicher Marihua­na »oft inhaliert« zu haben, versprach auch vorsichtige Reformen in der Drogenpolitik. Fraglich ist, ob er die militaristische Strategie im »war on drugs« grundsätzlich ändern will. Zum Leiter des Office of National Drug Control Policy ernannte er Gil Kerlikows­ke, den Polizeichef von Seattle.