Dismissed

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Sie war quasi die »Miss Europa« der PDS bzw. der Linkspartei. Für die Partei »Die Linke« gilt das nicht mehr. Die lang­jährige EU-Abgeordnete Sylvia-Yvonne Kaufmann, die seit 1991 die Europa-Politik der Partei entscheidend gestaltete, wurde beim Parteitag der »Linken« am Wochenende in Essen gnadenlos »abgeschlachtet«, wie die NRZ einen Delegierten zitierte. Dreimal kandidierte sie für einen Listenplatz – vergebens. Grund sind ihre dezidiert pro-europäischen Positionen, und dass sie als einzige Europa-Politikerin der »Linken« den Lissabon-Vertrag verteidigt. Schon seit Monaten gärte in der Partei ein Streit zwischen, vereinfacht gesagt, pro-europäischen Realos und, wie es aus ihren Kreisen hieß, »den Nationalisten«. Gemeint sind die sich radikal gerierenden »Fundis«, die auf dem Parteitag siegten. Ein Parteitag, dessen Tagungspräsident Dieter Dehm (»Mit dem Begriff der deutschen Nation produktiv umgehen!«) war, der exemplarisch für eben jenen Flügel steht. Dabei hatten die Fundis Sylvia-Yvonne Kaufmann einst geliebt, als sie im Jahr 2000 auf einem Parteitag mit einer Rede unter Tränen einen Vorstandsbeschluss zu Fall brachte, mit dem Uno-Blauhelm-Einsätze akzeptiert werden sollten.
Inzwischen aber gilt sie als Teil des Reformer-Flügels, der am Wochenende »wie auf einer schlechten SED-Veranstaltung« (Kauf­mann) abgestraft wurde. Den Parteivorsitzenden Lothar Bisky wählte man zwar einmütig zum Spitzenkandidaten, doch auch der »frühere Vordenker« (taz) der Reformer und bisherige EU-Abgeordnete André Brie wurde, wie Kaufmann, nicht wieder nominiert. Ellen Brombacher von der Kommunistischen Plattform freute sich in der jungen Welt angesichts des Parteitagsverlaufs über eine »deutliche Akzentverschiebung nach links«, womit sie vermutlich meinte, in ihre Richtung.
Der »Fundi-Flügel« aus ostalgischen Kommunisten, ehemaligen DKPlern und vermeintlich »links« mutierten Sozialdemokraten aus dem Westen ist wohl nicht mehr nur ein »Parteiflügel«.