Poems for Elizabeth

Das britische Königshaus leistet sich nicht einfach einen PR-Referenten für die ganz großen Aufgaben, sondern gleich einen poet laureate. Seit diesem Monat hat erstmals eine Frau das Amt inne: Nachdem 341 Jahre lang nur Männer am Hof Verse produziert hatten, wurde Carol Ann Duffy zur königlichen Hofdichterin ernannt, sie schreibt voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren die Reden für die britische Königsfamilie. Die 53jährige Lyrikerin soll für Hochzeiten wie für staatliche Zeremonien dichten und besetzt ein Amt, das nicht nur als Auszeichnung angesehen wird. Ihr Vorgänger Andrew Motion beschreibt die Tätigkeit als »unglaublich schwer und gänzlich undankbar«, da das Verfassen von Haikkus und Jamben schnell zu einer wenig kreativen Akkordarbeit werde.
Duffy, die schon vor zehn Jahren für das Amt vorgeschlagen wurde, verwahrte sich damals dagegen, für »Edward und Sophie« zu schreiben. »Kein sich selbst achtender Dichter« könne so arbeiten, sagte sie damals. Mittlerweile betrachtet die offen lesbisch lebende Frau die Ernennung als »Auszeichnung für die großartigen Dichterinnen, die wir haben«. Ihren Lohn von 5 750 Pfund will Duffy an die Poetry Society spenden, um Nachwuchstalente zu unterstützen. Sie selbst erhielt schon mehrere Preise, ihre Gedichte stehen auf den Lehrplänen, und auf Lesungen wird sie wie ein Popstar gefeiert. Trotz ihrer Ernennung zur Hofdichterin lehrt sie weiter an der Manchester Metropolitain University und will auch ihre eigene poetische Arbeit nicht vernachlässigen, die, so die Journalistin Katharine Viner, als »klar, unterhaltsam und rasiermesserscharf« gilt. Nun wartet Duffy nach eigenen Angaben »auf den Kuss der Muse«, um für Queen Elizabeth die passenden Worte zu finden. Falls bei der Dichterin eine Schreibblockade auftreten sollte, kann sie vielleicht auf das Fass Sherry zurückgreifen, das ihr neben der Geldsumme als Ehrenlohn zukommt.