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Als Fan der schwedischen Popmusik war der nigerianische Militärdiktator Sani Abacha nicht bekannt. Es waren daher wohl nicht die Songtitel »Money, Money Money«, »The Winner Takes It All« und »Gimme! Gimme! Gimme!«, die ihn bewogen, einem seiner Söhne den Namen Abba zu geben. Doch können die Titel als Lebensmotto Sani Abachas gelten, der sich nach seiner Machtübernahme im November 1993 vornehmlich der Bereicherung seines Clans widmete. Etwa 2,2 Milliarden Dollar soll er unterschlagen haben, vielleicht waren es auch mehr als drei Milliarden. Unter den korruptesten Diktatoren der Welt belegte er den vierten Platz, nur Mohamed Suharto, Ferdinand Marcos und Mobutu Seko Seko erbeuteten mehr. Doch Abacha blieb nicht viel Zeit, seinen Reichtum zu genießen. Er starb 1998, viele Nigerianer glauben, dass ihn der Tod in den Armen zweier ukrainischer Prostituierter ereilte, weil er eine Überdosis Viagra eingenommen hatte. Manche sprechen auch von vier indischen Prostituierten. Belege für diese Versionen gibt es nicht, doch offenbaren die Gerüchte, welches Bild die Nigerianer von ihrem Staatschef hatten.
Fortan tauchte der Name Abacha vornehmlich in E-Mails auf, in denen dem Empfänger ein prozentualer Anteil am Vermögen des Clans versprochen wurde, wenn er bei einigen geheimen Überweisungen hilft. Die echten Erben von Abacha hatten dergleichen nicht nötig, denn sie hatten den größten Teil der Beute längst in die Schweiz und andere Länder transferiert, in denen sie ihr Vermögen sicher wähnten. Das aber erwies sich als Irrtum, denn internationaler Druck bewog die traditionell diskreten Behörden der Schweiz, bereits 1999 Ermittlungen gegen die Abachas auf­zunehmen. 700 Millionen Dollar wurden Nigeria seitdem zurückerstattet, es wurde sogar eine Kommission eingesetzt, die hef­tige Kritik an den 19 Banken übte, die das Geld der Abachas angenommen hatten. In der vergangenen Woche ließ ein Gericht in Genf weitere 350 Millionen Dollar beschlagnahmen. Die von einer »kriminellen Organisation« geführten Konten seien mit Hilfe der Bahamas und Luxemburgs gesperrt worden, gegen Abba wurde eine Bewährungsstrafe verhängt. Ist das nun schon Abbas »Waterloo«? Immerhin die Hälfte des Clanvermögens ist noch unangetatstet geblieben.