Plant gut!

Der letzte linke Student ist zögerlich. Vielleicht: vielleicht ist der letzte linke Student sogar verunsichert. Denn wie gesagt: er hadert mit den Studentenprotesten. Zwar: sind die Studentenproteste immer ein Aufstand von reformistischen Kräften. Und reformistische Kräfte: sind immer rechts. Aber: haben die Studenten nicht auch die Welt verändert? Gab es nicht früher viele letzte linke Studenten? Die dann gar nicht die letzten waren, sondern die Mehrheit? Heißt das nicht: dass Studenten noch immer die öffentliche Meinung beherrschen könnten? Lautet die Konsequenz nicht, dass der letzte linke Student die Proteste doch unterstützen sollte? Besser noch: lenken? Darf man überhaupt rechts liegen lassen, was man doch noch für seine eigenen Zwecke gebrauchen könnte? Muss immer alles Halblinke gleich der SPD dienen?
Der letzte linke Student zögert noch immer. Doch: man denke nur, was wäre, würde sich der Bildungsstreik zum Generalstreik wandeln! Dann würde der Generalstreik: die Revolution bringen. Schon sieht der letzte linke Student vor seinem geistigen Auge die Fabriken brennen! Sieht Kanzlerin und Präsident an Laternen hängen! Sieht die Moderne abgeschafft und den echten Menschen ins Recht gesetzt! »Wir müssen den Studentenprotest vielleicht doch radikalisieren. Denn aus den lahmen Protesten kann doch noch eine starke Bewegung werden. Eine Bewegung, die Macht bekommt. Wie 1968.«
Das schreibt der letzte linke Student in sein besonderes Notizbuch. Und denkt: wenn die Revolution nicht kommt, kann ich später wenigstens Außenminister werden. Und lächelt. Denn: die Zukunft ist rosarot. Und auch wir müssen uns endlich eingestehen, dass es nicht schlecht ist, schon heute das Morgen zu planen!