Eine Hand wäscht die andere. Amerikanische und afrikanische Schwulenhasser

Christian Homophobia Ltd., Import-Export

Fundamentalistische Christen aus den USA schüren Homophobie in Afrika. Und fundamentalistische Christen aus Afrika unterstützen ihre homophoben US-Kollegen im Kampf gegen die zunehmende Akzeptanz von Homosexualität in den USA.

Wenn westliche Kritiker Homophobie in Afrika oder anderen ehemals kolonialisierten Regionen anprangern, wird ihnen seitens postkolonial geschulter Fans autochthoner Stammesgesellschaften gern entgegengehalten, die Homophie habe mit der vermeintlich ursprünglichen Kultur dort nichts zu tun und sei bloßes Importgut westlicher Kolonialisten. Wie immer bedient man sich gern der Erklärung: Der Westen ist schuld!
So schräg das Argument verwendet wird, da es den Opfern homophober Gewalt in Afrika und anderswo kaum weiterhilft, wenn westliche Schwulenrechtler die Kritik an homophoben Kolonialisierten einstellen, es ist nicht komplett falsch. »Durch die Verbreitung ihrer Ansichten und die Finanzierung von Infrastruktur spielen konservative US-Evangelikale eine starke Rolle bei der Förderung der Homophobie in Afrika«, re­sümiert Kapya Kaoma in seiner jüngst veröffentlichten Studie mit dem Titel »Globalizing the Culture Wars«, die die verstärkte, explizit gegen Homosexualität gerichtete globale Missionstätigkeit von fundamentalistischen Christen aus den USA untersucht. In der von der Organisation Political Research Associates herausgegebenen Studie zeigt der Autor, ein Pastor aus Zambia, wie die homophobe Agenda des US-amerikanischen Kulturkriegs nach Afrika exportiert wird. Etwa durch die Aktivitäten des »Institute on Religion and Democracy« (IRD), einer christlich-konservativen Missionsallianz protestantischer Kirchen, oder durch die evangelikalen »Abiding Truth Ministries«, deren Präsident Scott Lively direkt in die laufende Debatte über die Kriminalisierung von Homosexuellen in Uganda eingreift. Diese Missionsorganisationen stellen Homosexualität als ein säkulares, westliches Phänomen dar, das weder mit dem Christentum noch mit den traditionellen afrikanischen Werten vereinbar sei.

Doch Kapya Kaoma beschreibt keinen einseitigen neokolonialen Transfer US-amerikanischer Schwulenfeindlichkeit nach Afrika. Denn umgekehrt spielen auch fundamentalistische Pastoren und Bischöfe aus Afrika im Kulturkrieg innerhalb der USA eine wichtige Rolle, indem sie dort als die vermeint­lichen Repräsentanten Afrikas als neuem, dynamisch wachsendem Zentrum des Christentums auftreten, um ihre homophoben Kollegen in den USA in innerkirchlichen Kämpfen zu unterstützen. Denn dass unter den Presbyterianern, Methodisten und Lutheranern die Akzeptanz von Homosexuellen sowohl als gute Christen wie auch als Pastoren langsam wächst, missfällt den Konservativen. Ein Beispiel für solche Zusammenarbeit zwischen homophoben afrikanischen und homophoben amerikanischen Christen in diesen innerkirchlichen Kämpfen ist der Konflikt innerhalb der anglikanischen Kommunion über die Berufung homosexueller Bischöfe. Dieser Streit ging so weit, dass sich im vergangenen Jahr einige afrikanische Kirchengemeinschaften zusammen mit konservativen US-Gemeinden von der weltweiten anglikanischen Kommunion abspalteten.

Für die Homosexuellen in Afrika sind die Auswirkungen dieser transkontinentalen Zusammenarbeit homophober Christen katastrophal. Doch der Kulturkrieg geht weit über Afrika hinaus, er reicht so weit wie das Christentum, das eine Weltreligion ist. Der evangelikalische Aktivist Scott Lively unterstützt auch in Osteuropa, Russland, Asien und Südamerika Bestrebungen, Homosexualität zu kriminalisieren.
Dass die protestantischen Kirchen und Evangelikalen in den USA der Drehpunkt innerhalb dieses globalen christlich-fundamentalistischen Netzwerks sind, hat verschiedene Gründe. Seit langem sind die USA das Zentrum der protestantischen Welt, die Kirchen in den USA prägen die weltweite protestantische Missionstätigkeit. Dass homophobe US-amerikanische Christen ihren Kulturkrieg jedoch verstärkt im Ausland führen, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie daheim an Boden verlieren. Selbst in den kirchlichen Kreisen der USA scheint der Einfluss der Schwulenhasser langsam zu schwinden. Dass die homophoben Anhänger des Christentums ihren Fokus immer mehr auf die wachsenden christlichen Gemeinden wie die in Afrika und Asien richten, liegt offenbar daran, dass sich Homophobie dort noch erfolgreich propagieren lässt.