Bloß keine Pop-Geschichte

Kevins Barnes’ Band Of Montreal hat es seit ihrer Gründung im Jahr 1997 hierzulande nicht so richtig weit gebracht. Die Fangemeinde ist übersichtlich geblieben, das journalistische Feedback auf Of Montreals gleichermaßen eingängigen wie verschrobenen Pop-Patchwork-Sound hält sich seit je in Grenzen. Mag sein, dass der eigensinnige Humor der Gruppe, etwa Barnes’ Angewohnheit, tödlich depressive Texte mit sonnendurchfluteten Melodien zu kombinieren, die rege Auseinandersetzung nicht eben förderte.
Von der Lo-Fi-Haltung ihrer Anfangstage haben sich Of Montreal längst denkbar weit entfernt. Wenn nicht vor Jahren schon, wäre spätestens jetzt Schluss damit gewesen: Bei »False Priest« saß der Produzent von Kanye West, Jon Brian, an den Reglern. Für einen Gastauftritt hat sich die Gruppe aus Athens Janelle Monaé, den aufgehenden Stern am R&B-Himmel, ins Studio geladen. Und es passt alles ziemlich gut zusammen.
Mit ausgeprägtem Willen zum wuchtigen Arrangement werden hitzige Glamrock-Gitarren, groovy Funkbässe und treibendes Schlagzeug amalgamiert. Das Ergebnis klingt wie eine überdrehte Mischung aus Phoenix, Flight Of The Conchords und Scissor Sisters. Und deshalb nicht eine Notenzeile lang authentisch. Momente schriller musikalischer Offenbarung verbinden sich so gesehen mit dem Ansinnen, um Himmels willen bloß keine wahre Pop-Geschichte zu erzählen. Vielleicht heißt das Album ja deshalb »False Priest«?

Of Montreal: False Priest (Polyvinyl/Cargo Records)