Trauert!

Der letzte linke Student ist traurig. In der Winterzeit ist er immer traurig. Denn: in der Winterzeit ist jedermann und jedefrau traurig. Das ist nun mal: so. Und der letzte linke Student möchte bekanntlich jedermann und jedefrau sein. Jedefrau allerdings: ein bisschen weniger. Wie auch immer: der letzte linke Student ist ein linker Student und folglich ist er ein Mann des Volkes. Für das Volk: kämpfen die Studenten auf der ganzen Welt. Und die Studentinnen? Die Studentinnen auch. Außer im Nahen Osten. Weil: die Studentinnen im Nahen Osten bekanntlich nicht demonstrieren. Das ist jedoch kulturell so, und keine Unterdrückung. Das Nichtdemonstrieren: liegt der Frau dort in den Genen.
Wie auch immer: der letzte linke Student ist jedenfalls traurig. Nur: er hat keinen privaten Grund, traurig zu sein. Bald ist Weihnachten. Das heißt: bald gibt es Plätzchen! Und Geschenke! Daher könnte sich der letzte linke Student eigentlich freuen. Doch: er ist eben ein Mann des Volkes. Daher ist er traurig wie alle. Er ist dies: denn die Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker. Und sie ist auch: die Zärtlichkeitsbekundung der Männer des Volkes. Und heißt nicht ein linker Schlachtruf: »Wir sind das Volk«? Und ist nicht allein dieser revolutionäre Ausruf Grund genug, um mit dem Volk für immer solidarisch zu sein? Ja, dieser Ausruf ist Grund genug dafür.
Daher versteckt der letzte linke Student seine gute Laune. Daher lässt der letzte linke Student den Kopf hängen. Daher stapft der letzte linke Student missmutig durch den Schnee wie alle anderen. Denn: man kann kein Eigener sein, wenn man die anderen ist. Das hat schon Lacan gesagt. Und auch wir müssen begreifen, dass die Lebensfreude nur dann sinnvoll ist, wenn man sie mit allen teilen kann!