Talk about terror

Allein innerhalb der vergangenen sechs Monate gab es im Berliner Bezirk Neukölln vier Brandanschläge auf die Sehitlik-Moschee und einen auf die al-Nur-Moschee. Es gab also mehr als genug Anlass für die »Kundgebung gegen antimuslimischen Rassismus, Hetze und Gewalt«, die am vergangenen Montag auf dem Berliner Hermannplatz stattfand. Organisiert wurde die Demonstration von »Reach Out«, einer Opferberatungsstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Aber nur wenige Menschen folgten dem Aufruf – selbst wenn man in Rechnung stellt, dass die winterliche Kälte lethargisch macht. Bei der Veranstaltung auf dem verschneiten Hermannplatz kamen nur etwa 100 Teilnehmer zusammen. Die Beteiligung von Vertretern der antirassistischen Linken war gering. Im Aufruf zur Kundgebung ebenso wie in mehreren Redebeiträgen wurden die Terrorhysterie und die rassistische »Integrationsdebatte« als Ursachen für zunehmende Gewalt und Ressentiments gegen Muslime benannt. Eine Rednerin meinte treffend, das Deutschland, das Thilo Sarrazin repräsentiere, solle sich ruhig abschaffen. Die Antiimperialistin Christine Buchholz, Bundestagsabgeordnete der Partei »Die Linke«, sagte in ihrem Redebeitrag, derzeit gehe in Deutschland Terror einzig von Moschee-Brandstiftern aus. Vor diesem Hintergrund verwundert es allerdings, dass sie den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan als »wirksamstes Antiterrormittel« bezeichnete. Ein Imam aus Neukölln wiederum war sich sicher, bei ähnlichen Anschlägen gegen Synagogen oder Kirchen hätte es im Fernsehen Sondersendungen und Talkshows zum Thema gegeben. Von den Brandanschlägen auf die Synagogen in Mainz und Worms hat er vermutlich, mangels Erwähnung in Sondersendungen und Talkshows, gar nichts erfahren. Die Einsicht, dass man Antisemitismus nicht leugnen oder verharmlosen muss, um antimuslimischen Rassismus zu kritisieren, hat sich leider noch nicht durchgesetzt.