»Ich will euch helfen«

Nach seiner Scheidung, die ihn sein Vermögen gekostet hatte, saß der arme Mann jahrelang in einer bescheidenen Wohnung in Paris vor dem Fernseher. Was war bloß vom Playboy geblieben, der einst in einer Villa an der Côte d’Azur residierte und mit seiner Frau Michèle Bennett Pasquet im Sportwagen durch die Gegend düste? Was war aus dem Herrscher von Haiti, Jean-Claude Duvalier, geworden, den alle liebevoll »Baby Doc« nannten? Ein abgehalfteter Ex-Diktator, der noch nicht einmal mehr an sein Millionenvermögen herankam. Kaum noch aus dem Haus gegangen sei er, berichtet das Magazin »The Daily Beast«. Dabei hatte er schon als 19jähriger von seinem Vater François »Papa Doc« Duvalier das Präsidentenamt auf Lebenszeit geerbt, hatte für Ruhe und Ordnung gesorgt und war 1986 vom undankbaren Pöbel nach Frankreich vertrieben worden. Da saß er nun und sah fern. Aber dann geschah es: Die Erde bebte und legte Haiti in Schutt und Asche. Der 59jährige hatte wieder eine Aufgabe. »Ich bin gekommen, um zu helfen«, sagte er Mitte Januar den überraschten Haitianern bei seiner Ankunft am Flughafen von Port-au-Prince.
Der Jubel ließ nicht lange auf sich warten: »Der Präsident ist zurück!« Ein paar Anhänger soll Baby Doc wirklich haben, immerhin war unter ihm nicht alles schlecht: Zwar brachten seine Tonton-Macoutes mit ihren Macheten Zehntausende Menschen um, zu essen gab es damals auch nichts und noch heute behaupten böse Zungen, Baby Docs Ex-Frau Michèle sei »das Schlimmste, was Haiti jemals passiert ist – noch vor Aids und der amerkianischen Besatzung«. Aber immerhin standen damals in Port-au-Prince noch ein paar Häuser, und vielleicht hat Duvalier ja auch einmal eine Straße bauen lassen. Nun jedenfalls herrscht kein Zweifel an seinen guten Absichten. Kurz nach dem Beben verkündete er, Haiti fünf Millionen Euro zu spenden – Geld allerdings, das die Schweiz längst konfisziert hat, um es der haitianischen Staatskasse zurückzugeben. Doch Baby Doc ist zu größeren Opfern bereit: »Als ich beschloss, zurückzukehren, war ich bereit für jede Form der Verfolgung.« Um zu helfen, nahm er in Kauf, sich wegen Korruption und Verbrechen gegen die Menschheit vor Gericht zu verantworten. Nun laufen die Ermittlungen. Wenn er im Knast sitzt, ist er vielleicht zu etwas nutze: Als Abschreckung für andere haitianische Diktatoren, kommende wie ehemalige. Etwa für Jean-Bertrand Aristide, der auch schon seine Rückkehr aus dem Exil angekündigt hat, »um zu helfen«.