Garage mit Tapeten

Die am leichtesten zu handhabende Formation im Pop ist das Duo. Allerdings bietet sie weniger Versteckmöglichkeiten: Selbst der geschickteste Schattensucher steht hier noch im Licht der Aufmerksamkeit – als Schattensucher.
Das war anfangs vielleicht ein bisschen unerfreulich für Jamie Hince. Er galt ja als die eher scheue Hälfte des Duos The Kills, als der Macher im Hintergrund. Dieses Bild hatte andererseits auch mit dem handelsüblichen Sexismus im Pop zu tun, der es viel lieber mit dem »wow, wie sexy!« ausschauenden Mädchen hält als mit, na ja, so ’nem Typen halt. Das war natürlich lange, bevor Hince mit Kate Moss zusammenkam.
Längst wirkt unser Duo wie aus einem Guss. Und auf Fotos schaut Hince nur noch selten drein wie ein frisch durchgeprügelter Hund. Auch die Musik hat sich noch einmal bewegt: »Blood Pressures« will kein abgenagtes Rumpel-Blues-Knochengerüst sein. Waschzettelautoren würden schreiben: Das Album schöpft aus dem Vollen. Drums und Gitarre trocknen Geschirr, und Alison Mossharts energischer Gesang führt maßgeblich durchs Geschehen. Ungewohnt hingegen sind pointierte Direktheit, ein höheres Gesamtvolumen des Sounds sowie eine von Nick Cave inspirierte Balladenhaftigkeit einiger Songs. Endlich können Kills-Fans Stücke ihrer Lieblinge unter der Dusche mitsingen. Wenn das keine gute Nachricht ist. Die Garage hat Tapeten gekriegt. Allein, es ist und bleibt eine Garage. Drin wohnen möchte man nicht, tanzen schon.

The Kills: Blood Pressures (Domino Records/Goodtogo)