Der Farbkleckser

Cy Twombly. Ein paar Kleckse und Pinselstriche, scheinbar wahllos verteilt über die Leinwand, so sehen Bilder von Cy Twombly aus. Zumindest für den Laien. In der Kunstwelt hat Twombly jedoch dieselbe Bedeutung wie ein sogenannter writer’s writer in der Welt der Literatur: Er gilt als einer, der vor allem in Fachkreisen als echtes Genie gehandelt wird. Das vermeintliche Geschmiere entpuppt sich als extrem formsicheres Verteilen von Farbe, als stilsicherer Minimalismus. Cy Twombly, der vorige Woche verstorben ist, gilt als Meister der Bildgestaltung, als einer, der seine Striche eben an diese und nicht an eine andere Stelle setzte, weil sie eben genau dort ihre eigentümliche Schönheit entfalten. Es hat eine Zeit lang gedauert, bis er zum Giganten der modernen Malerei wurde. Vor allem die Essays von Roland Barthes verhalfen ihm zu Anerkennung insbesondere in Europa. Heute, wo auch Graffiti als Kunst anerkannt werden, wird Twombly auch in seiner Heimat, den USA, als Pionier verehrt.   AHA