Mode und Burnout auf der »Bread & Butter«

Teil einer Mad-Max-Sache sein

Auf der Bread & Butter werden Jungsphantasien vor der Kulisse des NS-Monumentalbaus in Tempelhof inszeniert.

Wann hast du zuletzt mit einem Baseballschläger ein Auto zerlegt? Großes Kino«, muss sich die Event-Architektin Christiane Walter gedacht haben, die sich dieses Spektakel für die Bread & Butter hat einfallen lassen und es sich nicht nehmen ließ, erstmal selbst zuzuschlagen, bevor die Besucher der Eröffnungsfeier Hand anlegen durften. Gleich zwei Autos haben Walter und ihre Crew ölverschmierter, tätowierter Rocker dem Publikum zur Verfügung gestellt, dazu Schutzbrillen und die echten Baseballkeulen aus Alu.
Nicht umsonst fühlte man sich dabei an Szenen aus Quentin Tarantinos Film »Death Proof« erinnert. In dieser Hommage an das Genre des Exploitation-Films hauen ein paar really hot chicks das Auto von Bösewicht Stuntman Mike zu Klump. Später am Abend liefert die Hamburger Band Deichkind mit »Krawall und Remmidemmi« den passenden anarcho-hedonistischen Soundtrack zur Do-It-Yourself Autoverschrottung.
Will die Künstlerin mit der Aktion irgendetwas ausdrücken? Eine subversive Kritik am Waren-, Konsum- oder Statusfetisch? »Ach, es sollte einfach Teil einer Mad-Max-Sache sein«, meint Christiane Walter. Hinter den Autos stehen postapokalyptisch ausstaffierte Fahrzeuge, deren Fahrer aussehen wie die Orks aus Peter Jacksons Verfilmung »Herr der Ringe«. In Sachen liebevoller Detailtreue bekommen sie Konkurrenz durch eine Gruppe von Fahrzeugen, die wohl an die Filmversion von H.G. Wells »Zeitmaschine« erinnern sollen und ganz im viktorianisch inspirierten Stil des sogenannten Retro-Futurismus gehalten sind. Sie passen irgendwie ganz gut zu den Zwanziger-Jahre-Burlesque-Parties, die in den vergangenen Jahren in Berlin so populär wurden.
Zusammen mit den überall herumstehenden Ufo-Bauten bilden die Fahrzeuge so etwas wie ein buntes und chaotisches Kontrastprogramm zur monumentalen Kulisse des Flughafens. Einige der retro-futuristischen Zeitmaschinen sehen aus wie kleine, zarte Schmetterlinge, die auf ihrer Zeitreise auf dem Flugfeld zwischenlanden mussten. Insgesamt wirkt der ganze Festakt mit seiner von spätpubertären Jungsphantasien geprägten Ästhetik wie die »Fusion« für Modeopfer. Aber vielleicht ist genau das auch der richtige Umgang mit dem alten Naziklotz: eine Ästhetik, die so belanglos ist, das sie den Monumentalismus neutralisiert.