Trip durch die Wand

Eine Wand, das haben uns Georg Brenner und Jan Philipp Janzen in den vergangenen zehn Jahren beigebracht, sollte so beschaffen sein, dass man möglichst gern gegen sie läuft. Stein um Stein dicht gefugt. Majestätisch. Bedrohlich. So breit wie hoch. Die Band zur Klangwand heißt Urlaub in Polen. Und bald schon werden sich andere Neo-Kraut-Spacerocker finden müssen, um weiter daran zu mauern, denn das fünfte Album »Boldstriker« ist gleichzeitig das letzte der Kölner. Und wahrscheinlich auch ihr bestes, was freilich kein Trost ist – im Gegenteil. In der CD-Info ist die Rede von »Sand im Getriebe« und davon, dass hier keine »kosmetischen Eingriffe« vorgenommen worden seien. Und früher soll letzteres der Fall gewesen sein? Quatsch.
Die soundscape-artigen, durch das mechanisch anmutende, gleichwohl sehr wuchtige Schlagzeugspiel an muskulöse Cyborgs erinnernden Stücke von Urlaub in Polen waren stets Lektionen in roher Energie. Ein wenig unfertig wirkten sie immer. So wie auch zahlreiche Songs der herrlich abgedrehten Spätsiebziger-Acidpunk-Band Chrome Skizzen sind. An Chromes einerseits abgründig düsteren, andererseits geradewegs zu den Sternen hinauffahrenden Wahnsinn erinnert manches auf »Boldstriker«: die sägend-singende Sci-Fi-Gitarre zum Beispiel. Oder der Aliengrabesgesang im Hintergrund. Hall, Echo und allerhand andere Effekte machen die Räume weit und fremd. Einfache Gedanken verwandeln sich in surreale Träume. Das Album als Trip – was will man mehr?

Urlaub in Polen: Boldstriker (Strange Ways / Indigo)