Es ist Topfzeit

Fällt Ihnen der Name einer Politikerin ein »mit den Charakterzügen übertriebene Pünktlichkeit, Ordnung, Sparsamkeit (Geiz)«, die die »eigene Prinzipien- und Normentreue auch von anderen erwartet«, die »gerne den ›Moralapostel‹ spielt«, sich »übermäßig mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation oder Plänen« beschäftigt, »so dass der wesentliche Gesichtspunkt der Aktivität dabei verloren geht«, die nur ungern mit anderen kooperiert, »wenn diese nicht genau die eigene Arbeitsweise übernehmen« und die emotionales Verhalten »nicht toleriert«? Es ist schon erstaunlich, wie gut die Beschreibung des Analcharakters und die Definition der zwanghaften Persönlichkeitsstörung zur deutschen Euro-Politik passen. »Lauter kleine Kinder im Alter von zwölf Monaten sichtlich, 13, 14, 15 Monate, die alle gleichzeitig auf ihren Töpfen saßen, unten drunter stand ›Topfzeit‹, und dann wurde erläutert: ›Erst die Pflicht und dann das Vergnügen‹«, schilderte der Kriminologe Christian Pfeiffer anhand eines Lehrbuchs prägnant das Erziehungswesen der DDR. Von der analen Kollektivierung konnte Sigmund Freud noch nichts ahnen, doch ist offensichtlich, dass sie den Hass auf alle schürt, die sich schneller erleichtern können. Was muss es da für ein Vergnügen sein, wenn man die Mächtigen Europas zur Topfzeit nach Brüssel beordern und sie zwingen kann, so lange sitzenzubleiben, bis sie von sich gegeben haben, was von sich zu geben ihre Pflicht ist. »Das habt ihr fein gemacht«, lobt dann die Euro-Supernanny. »Jetzt macht brav weiter eure Hausaufgaben. Nur du, David, du warst ein böser Junge. Schäm dich!«
Stürzt die Weltwirtschaft in eine Krise, weil Angela Merkel zum Synchronscheißen gezwungen wurde? Hat also wieder einmal die Stasi schuld? So einfach sollte man es sich nicht machen, denn eine schwere Kindheit kann nicht alles entschuldigen. Überdies muss ja irgendjemand Merkel gewählt haben. Das müssen sogar ziemlich viele Menschen getan haben, so absurd dieser Gedanke einem verständigen Menschen auch erscheinen mag. Und die meisten dieser Wähler, die in ihrer großen Mehrheit ganz individuell aufs Töpfchen gesetzt wurden, sind der Ansicht, dass die Euro-Supernanny noch lange nicht streng genug ist. Sie meinen, dass deutsches Geld nicht an Faulenzer, Verschwender, Schlawiner und sonstige Ausländer verschleudert werden darf. Kriecht man dafür ständig dem Chef in den Arsch und nimmt alle Zumutungen klaglos hin? Und dann scheint bei denen auch noch häufiger die Sonne! Der linke US-Ökonom Doug Henwood hat die deutsche Euro-Politik als Sadomonetarismus bezeichnet. Doch der Deutsche will weiter leiden, nur sollen das die anderen endlich auch. Es wäre daher passender, von Sadomasomonetarismus zu sprechen. Andernsfalls müsste ja mal jemand auf die Idee kommen, dass man das Geld, das die anderen nicht haben sollen, selbst verprassen könnte.