Auf ewig getrennt

Einen wie Mike Patton könnte man man sich nicht mal backen. Von 1988 bis 1998 war der kalifornische Supertausendsassa Sänger der legendär dramatischen Crossover-Band Faith No More. Mit Mr. Bungle ging er endgültig in Richtung Crossover-Avantgarde. Die Platten der höchst unterhaltsamen All-Star-Bands Fantômas und Tomahawk sind auf Pattons vielseitigem Plattenlabel Ipecac erschienen. Souverän verbindet der notorische Frauenschwarm hier – als energisch singender Spiritus Rector – Jazz, Noise und Rock. Und sonst? Nun, der Mann synchronisiert gern Videospiele, er sang sehr schön zu Stücken von Ennio Morricone, ja, und immer wieder mal schreibt er bemerkenswerte Filmmusiken.
Jüngst war’s der Soundtrack zu dem italienischen Arthouse-Film »Die Einsamkeit der Primzahlen«. Und weil es derzeit eh ziemlich trendy ist, Pop mit Neoklassik oder mit Neuer Musik zu verbinden, passen Pattons atmosphärische Piano-Streicher-Stücke sogar unserem modischen Freund, dem Zeitgeist, bestens in den Kram. Der manische Kulturarbeiter Patton leistet hier sozusagen einen mal dramatisch-dunkel gestrichenen, dann wieder zart anschwellenden, insgesamt durchaus ergreifenden Beitrag zum Brückenschlag zwischen E- und U-Musik. Dass die zwei Filmprotagonisten (wie die Primzahlen 41 und 43, auf ewig getrennt durch die tückische 42) partout nicht zueinander finden, muss man sich dazudenken. Auf der CD hören kann man es nicht.

Mike Patton: The Solitude of Prime Numbers (Ipecac/Soulfood)