Freude schöner Grooves

Wenn sich alte Säcke mit einer neuen Platte zurückmelden, sind andere alte Säcke begeistert. Mitunter zu Recht – trotz allem, was man gegen nostalgische »Bessere-Zeiten«-Anwandlungen vorbringen kann. So hat sich der nicht mehr ganz taufrische Rezensent gefreut wie ein junger Hund beim Anblick seines ersten Ochsenschwanzes, als er von der Reunion von Guided By Voices erfuhr. Was für selige Zeiten das waren, als mein WG-Mitbewohner und ich uns Lo-Fi-Kracher von Sebadoh, Tall Dwarfs, Smog oder Beat Happening wetteifernd um die Ohren pfefferten – nicht zu vergessen die phantastischen Rumpel-Pop-Preziosen des begnadeten Trinkers Robert Pollard.
Ein schlampiges Genie, dieser Pollard: Bereits Anfang der Neunziger hatte er den Überblick über sein Werk verloren, das aus ungezählten brutal unterproduzierte Songs bestand, von denen wohl alle einen Anfang, viele jedoch kein Ende hatten. Sie brachen einfach ab – und Pollard ging ungeduldig weiter zu den neuen schönsten Melodien der Welt. »Let’s Go Eat the Factory«, das erste Album nach sechs Jahren, ist gut, allerdings nicht so grandios wie »Alien Lanes« von 1995. Egal! Es dröhnt und fiept wundervoll aus dem Verstärker. Die fadendünne Stimme Pollards leiert haarscharf an den gebotenen Noten vorbei. Der Bass groovt herrlich monoton vor sich hin. Das scheppernde Schlagzeug schleppt schwere Lasten. Und die Gitarre schneidet sich dicke Strahlen aus einer melancholisch gestimmten Sonne.

Guided By Voices: Let’s Go Eat the Factory (Fire Records/Cargo)