Make Spring not War!

Der Kampf gegen Israel ist dem iranischen Regimes ein ernstes Anliegen.
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Beim »Globalen Marsch auf Jerusalem« am Freitag voriger Woche ging es darum, die Grenzen Israels und damit seine staatliche Souveränität insgesamt in Frage zu stellen. Der Marsch reiht sich wie schon die Gaza-Flottillen im Mai 2010 und Juni 2011, das versuchte Fly-in im Juli 2011 und die diversen Boykottaufrufe in eine große Kampagne zur Delegitimierung Israels ein. Dass diese offen die Souveränität und so das Existenzrecht Israels in Abrede stellende Aktion in Deutschland wieder einmal von Bundestagsabgeordneten und Lokalverbänden der Linkspartei unterstützt wurde, sei hier nur eine Randnotiz. Es ist zwar aussagekräftig, dass noch die popeligsten Provinzpolitiker aus dem Ruhrgebiet sich nichts sehnlicher wünschen, als dass Jerusalem von einem antizionistischen Mob überrannt werde, doch zum Glück besitzen derlei Politzwerge weder eine Atombombe, noch haben sie den für einen Selbstmordanschlag benötigten Mumm.
Dies kann man von anderen leider nicht sagen. Israel hat gefährliche Feinde, auch in direkter Nachbarschaft. Hamas, Islamischer Jihad und die Hizbollah greifen Israels Bürger immer wieder militärisch an, der Iran unterstützt sie dabei. Dass es derzeit zwischen der Hamas und dem Iran kriselt, bedeutet nicht, dass der Iran seine antiisraelischen Aktivitäten eingestellt hätte. Den »Marsch auf Jerusalem« hat er in diesem Jahr heftig unterstützt. Am 17. März hatte es in Teheran ein Vorbereitungstreffen des asiatischen Teils des »Globalen Marsches« gegeben. Dabei waren, Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur zufolge, mehr als hundert »Friedensaktivisten« aus Indien, Pakistan, den Philippinen, Indonesien und Aserbaidschan mit Präsident Mahmoud Ahmadinejad zusammengekommen. Hussein Sheikh al-Islam, der im Iran als Leiter der Organisation des »Globalen Marsches« firmiert, erklärte: »Ich hoffe, dass dieser Marsch eine Bewegung schafft, die das zionistische Regime stürzt.«
Am Ende kam es am Freitag rund um Jerusalem zwar zu ein paar Straßenschlachten mit der israelischen Armee, die erhoffte Eskalation an den Grenzen blieb aber aus. Doch auch wenn der »Globale Marsch« aus Sicht der Organisatoren ein Reinfall gewesen sein mag, er hat den Menschen in Israel wieder einmal zweierlei deutlich gezeigt. Erstens: Der Iran unterstützt so ziemlich jede antiisraelische Tat von der Demonstration bis zum Terror, so sehr ist der Antizionismus ideologische Grundlage des Regimes. Und zweitens: Die Welt reagiert erstaunlich gelassen auf all jene antiisraelischen Aktivitäten des Iran.
Genau deshalb fürchtet Israel die iranische Atombombe, und genau deshalb wird auch über einen eigenständigen Präventivschlag nachgedacht. Die Zeit dafür wäre ausgesprochen günstig. Syriens Präsident Bashar al-Assad und die Hizbollah sind derzeit gelähmt, die Hamas scheint gerade ebenfalls weitgehend handlungsunfähig zu sein, das in einem Machtkampf mit dem Iran verwickelte Saudi-Arabien würde einen israelischen Militärschlag insgeheim wohl gutheißen – und: noch ist die Bombe, an der der Iran baut, nicht fertig. Wann also, wenn nicht jetzt? Andererseits ist offensichtlich: Mit ein paar gezielten Raketen lässt sich das Atomprogramm nicht stoppen und auch nicht mit Sicherheit verzögern. Einen anderen Sinn aber könnte ein Militärschlag nicht haben. Für solch geringe Erfolgsaussichten wird niemand das Risiko eingehen, das die iranischen Reaktionen bedeuten würden. Daher wird man weiter auf die Wirkung der Handelssanktionen setzen. Hoffentlich hilft’s! Was sicher helfen würde, wäre ein »persischer Frühling«, der Sturz des iranischen Regimes von innen. Doch dies ist derzeit noch unwahrscheinlicher als ein Krieg.