Panne beim PAN

Bei ihrem Parteifreund, dem Präsidenten Felipe Calderón, war sie ohnehin nicht beliebt, doch nun hat sich Josefina Vázquez Mota richtig in die Nesseln gesetzt. In einem Telefonat machte sie sich über den mexikanischen Staatschef lustig: Er ließe ihr Telefon abhören, anstatt die Mafia zu überwachen. Dumm nur, dass das Gespräch tatsächlich aufgezeichnet und vorige Woche in einem Blog veröffentlicht wurde. Die 51jährige will Calderóns Nachfolge antreten. Der Präsident hatte sich in der konservativen Partei PAN für einen anderen Kandidaten eingesetzt, war aber unterlegen. Sollte Vázquez Mota die Wahlen am 1. Juli gewinnen, wäre sie Mexikos erste Präsidentin.
Doch das wird wohl nicht passieren. Umfragen zufolge kommt die PAN-Politikerin bestenfalls auf die Hälfte der Stimmen, die Enrique Peña Nieto von der ehemaligen Staatspartei PRI für sich verbuchen kann. Viele Wählerinnen und Wähler haben die Schnauze voll vom »Drogenkrieg« Calderóns, der Zehntausende Tote gefordert hat. Und sie müssen feststellen, dass die wirtschaftliche Liberalisierung zahlreiche Menschen in die Armut getrieben hat. Also setzen sie auf ein Comeback alter Verhältnisse, als der PRI in Absprache mit Unternehmern, Militär, Gewerkschaftsführen und Kartellen das Land regierte. Eine Regierung des PRI, so die Hoffnung, könne besser mit den Kriminellen verhandeln. Darum soll sich künftig der 45jährige Peña Nieto kümmern, ein Mann, der 2006 als Gouverneur des Bundesstaates Mexiko für einen Polizeieinsatz gegen Linke und Straßenhändler verantwortlich war, bei dem zwei Menschen starben und mehrere Frauen vergewaltigt wurden. Seine sonstige Fachkenntnis stellte er jüngst in einem Interview unter Beweis: Bei der Höhe des gesetzlichen Mindestlohns und beim Tortilla-Preis verschätzte er sich locker um die Hälfte. Bleibt noch Andrés Manuel López Obrador, der schon bei den Wahlen 2006 für den sozialdemokratischen PRD antrat. Keine weitere Privatisierung staatlicher Betriebe und einen Rückzug der Soldaten aus dem »Drogenkrieg« verspricht der 58jährige. Einst war er mit radikaleren Forderungen angetreten, doch jetzt geht er immer mehr auf Kuschelkurs mit Unternehmern und Medienkonzernen. Bislang versprechen ihm Umfragen aber bestenfalls so viele Stimmen wie Vázquez Mota. Und sollte doch ein Wunder geschehen, könnten seine Kontrahenten auf alte Erfahrungen bauen: 2006 setzte sich Calderón wahrscheinlich dank manipulierter Wahlergebnisse gegen López Obrador durch.