Peter Fitzek, seit kurzem selbsternannter König der »Reichsbürgerbewegung«, bestieg in Wittenberg den Thron von »Neudeutschland«

Licht in der Finsternis

Für jeden zehnten Deutschen gibt es eine gute Nachricht. So hoch ist nämlich dem Meinungsforschungsinstitut Emnid zufolge der Anteil derer, die eine Wiedereinführung der Monarchie befürworten.

Peter Fitzek, seit kurzem selbsternannter König der »Reichsbürgerbewegung«, könnte dieses Bedürfnis jetzt erfüllen. In einer zweitägigen Zeremonie bestieg der 47jährige in Wittenberg den Thron von »Neudeutschland«. Das frischgebackene Staatsoberhaupt bringt alles mit, was man von einem strahlenden Monarchen erwarten kann.

Nach eigenen Angaben wurde er von »Erzengeln ausgebildet« und von »Gott selbst« an seine Wirkungsstätte gesandt. Zudem absolvierte er eine lange weltliche Karriere als Koch, Küchenleiter und Videothekar, bevor er als »Vertreter des Lichts« gegen die »dunklen Mächte« antrat. Wer hier an Star Wars denkt, hat weit gefehlt. Peter Fitzek meint das »Zinssystem und die Alliierten, die Deutschland unterdrücken«.

Seine Anhängerschaft, eine illustre Schar braunesoterischer und deutschnationaler Gestalten und Verschwörungstheoretiker, konnte dem Krönungsspektakel für 223 Euro beiwohnen. Geboten wurden ausgedehnte Monologe des Gekrönten im Hermelinmantel sowie Auftritte dubioser Künstler und antisemitischer Gurus.

Schauplatz war das Gelände eines alten Krankenhauses, das den zukünftigen Zwergstaat beherbergen soll. Hier im »Lichtzentrum Wittenberg« bastelt Fitzeks Gefolge bereits eifrig an einer Renten- und Gesundheitskasse sowie an einem »neudeutschen« Bildungssystem.

Eine separate Währung, das »Engelgeld«, gibt es schon länger. Das deutschnationale Kleinod erfreut sich, dank einträglicher Seminare zur Einbürgerung, prächtiger Staatsfinanzen. Mit der Staatsgründung verband der »selbstlose Weise« allerdings auch noch eine ganz persönliche Hoffnung.

Da gegen ihn mehrere Gerichtsverfahren laufen, hofft er, durch seine Position als Staatsoberhaupt politische Immunität zu erlangen. Leider hat bisher niemand seinen Staat anerkannt. Lediglich Paraguay und Kasachstan bekunden angeblich Interesse an diplomatischen Beziehungen.

Aber König Peter, der auch hellsehen kann, bescheinigt dem Kleinstaat eine rosige Zukunft. Deshalb ist es vielleicht gut zu wissen: Bürger der Bundesrepublik müssen kein Visum beantragen, um nach »Neudeutschland« zu reisen. Einem Wochenendausflug ins Königreich steht also nichts im Weg.