Ständig krank

Erst der genetisch bedingte Haarausfall (»Alopecia«, 2008), dann die Kinderkrankheit Mumps? Falsche Reihenfolge, aber darum geht’s natürlich nicht. Yoni Wolf, der Kopf des geschätzten Schwurbel-Indie-HipHop-Quartetts Why?, hat Humor. Wohl auch deshalb heißt das jüngste Album »Mumps, etc.«. Hübsch bizarr und krank geht’s zu, immer wortspielreich rappt Wolf Geschichten von Ziegenpeter und anderen Wehwehchen. Weshalb er bisweilen mit Woody Allen verglichen wird? Beide sind jüdischer Herkunft, pflegen ihre Neurosen wie ein Kätzchen und schätzen selbstironischen Hintersinn. Wolf, Mitbegründer des Experimental-HipHop-Labels Anticon, ist einverstanden mit diesem Vergleich. Krank indessen ist er nicht so gern: »Es fällt mir schwer, meinen Körper hinter mir zu lassen, wenn ich krank bin. Wenn man gesund ist und sich gut fühlt, dann denkt man erst gar nicht über den eigenen Körper nach und ist frei für andere Dinge. Und genau das will diese Platte, sie ist eine Art Rachenputzer.«
Der Mann hat recht, »Mumps, etc.« sorgt definitiv dafür, dass es einem gleich viel besser geht: Wenn leicht komplizierte Beats zu eigensinnig gedrechselten Bandwurmraps einen entspannten Takt schlagen, Melodienverläufe aus pointiert gesetzten Pianoakkorden, feinen Harfenklängen, nuanciertem Glockenspiel, niedlich anmutenden Chorgesängen und Pipapo einander subtil in die Quere geraten oder elegante kurvige Wege nehmen, um sich hymnisch aufzuschwingen, dann scheint die Sonne sogar bei finsterstem Oktoberwetter, sargschwerem Liebeskummer und 41 Grad Dengue-Fieber.

Why?: Mumps, etc.(Anticon/City Slang/Universal)