Tote Fische

Rufus, ein junger Reporter aus der nigerianischen Ölstadt Port Harcourt, erhält die Chance seines Lebens. Man bietet ihm an, gemeinsam mit seinem journalistischen Idol Zaq die Entführung einer weißen Engländerin durch Rebellen zu recherchieren. Es ist die Gelegenheit, endlich eine große Story zu schreiben, aber die Sache hat einen Haken. Es ist noch nicht allzu lange her, dass Kollegen bei einer solchen Recherche zwischen die Fronten des Ölkriegs geraten und ums Leben gekommen sind. Rufus, dessen Vater im Knast sitzt und dessen Schwester das halbe Gesicht weggebrannt wurde, ergreift seine Chance trotzdem.
Was der Journalist in Helon Habilas Roman »Öl auf Wasser« erlebt, als er sich auf der Suche nach Isabel Floode aufs Wasser wagt, ist so fürchterlich wie erhaben. In den Mangrovenwäldern wütet das Dengue-Fieber und in den Flüssen schwimmen seltsame Dinge, etwa ein totes Huhn, ein aufgedunsener Hund oder ein am Ellbogen abgetrennter menschlicher Arm. Die Soldaten der Regierung sind ebenso korrupt wie die Rebellen, die behaupten, im Namen des Volkes gegen die Ausbeutung nigerianischer Dörfer durch ausländische Ölkonzerne zu kämpfen.
Habila lebt heute in den USA. Seinen Namen wird man sich merken dürfen. Die bäuchlings im Wasser treibenden Fische und der orangefar­bene Glanz der tödlichen Abgasfackeln, der durch den Roman irrlichtert, ­gehen einem lange nicht mehr aus dem Kopf.

Helon Habila: Öl auf Wasser. Wunderhorn-Verlag, Heidelberg 2012, 231 Seiten, 24,80 Euro