Die langweiligen Wulffs auf Twitter

Die Meldung über die Trennung von Ex-Bundespräsident Christian Wulff und seiner Frau Bettina war noch keine fünf Minuten alt, als das Hashtag #Wulff bei Twitter schon zu den Trending Topics gehörte. Und sich auch an diesem sturzlangweiligen Ereignis wieder einmal zeigte, wie super die Sache mit den Social Media ist, also diesem neuen Medien-Dingens, durch das es zum Beispiel möglich ist, Nachrichten zu verbreiten und sie anschließend in Blogs, Stichwort: Bürgerjournalismus und so, kompetent und unterhaltsam aufzubereiten.
Zunächst war nur der Link zur großen Wulff-News (Bild-Chefredakteur Kai Dieckmann hatte es sich nicht nehmen lassen, im eigenen Blatt höchstselbst als Autor zu firmieren) verbreitet worden – interessanterweise auch von jenen Twitter-Usern, die noch vor Monaten Schwarze Listen mit Publikationen von Verlagen bejubelt hatten, die für das umstrittene Leistungsschutzrecht eintreten. Diese Nachricht-Verbreitungsphase dauerte jedoch nicht besonders lang, schnell war die Trennung langweilig geworden. Und so begann auch schon die große Stunde der Witzchenmacher, die vom letzten gemeinsamen Einkauf des Ehepaars Wulff über den Großen Zapfenstreich bis hin zum Ehrensold alles, was auch nur entfernt mit den beiden zu tun hatte, zu Scherzen verarbeiteten. Zwischendurch beklagten Verschwörungstheoretiker, dass die Trennung ja nur ein ganz immens durchschaubarer Versuch sei, von den tatsächlichen Skandalen dieser Welt abzulenken, immer wieder posteten Blogger stolz Links zu ihren eigenen in Rekordzeit angefertigten Ergüssen, prompt wurden leidlich originelle Photoshop-Bildchen präsentiert und, natürlich, Mutmaßungen über das Vorleben von Bettina Wulff aufgewärmt – kurz, es war alles ein einziges riesengroßes Elend. Wäh.