Der letzte Wurf

Der jüngste Star der amerikanischen Literaturszene heißt Chad Harbach. Die Arbeit an seinem hochgelobten College-Roman »Die Kunst des Feldspiels« begann Harbach mit 24, beendet hat er sie zehn Jahre später. Es geht ums Erwachsenwerden und um Homosexualität, um Liebe und Freundschaft, Leistungsdrill, enttäuschte Hoffnungen und Selbstbehauptung. Zunächst wollte kein Verlag Harbachs Debüt drucken. Schließlich klappte es doch und Harbach wurde berühmt. Eine perfekte Schriftstellergeschichte.
»Die Kunst des Feldspiels« ist auch ein Buch über Baseball, über eine Sportart, die hierzulande wenige verstehen. Was nichts macht, denn das Interesse kommt bei der Lektüre: Die Spielszenen sind unglaublich spannend. Es geht um den charismatischen Unipräsidenten Guert Affenlight, seine wundervoll eigensinnige Tochter Pella, die jungen Baseballspieler des Westish Colleges und insbesondere um das schmächtige Landei Henry Skrimshander. Unter der aufopferungsvollen Anleitung des bärenhaften Kommilitonen Mike Schwartz steigt Henry zu einem vielversprechenden Nachwuchsspieler auf. Dann passiert es: Nach einem fatalen Missgeschick verliert der Short Stop Henry seine phänomenalen Wurffähigkeiten. Nichts zu machen.
Bevor der amerikanische Traum wahr werden darf, geht’s durch tiefe Täler. Passgenau fügt sich die Erzählung in diese typische Dramaturgie. Vielleicht ist »Die Kunst des Feldspiels« insgesamt ein bisschen zu rund geraten. Besser unterhalten aber muss man erst einmal werden.

Chad Harbach: Die Kunst des Feldspiels. DuMont, Köln 2012, 607 Seiten, 22,99 Euro