Der nächste bitte

Lange hat er es in seinem neuen Job nicht ausgehalten. Am 2. Juni war Rami Hamdallah von Mahmoud Abbas, dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), zum neuen palästinensischen Ministerpräsidenten ernannt worden, am 6. Juni wurde er vereidigt, doch am Donnerstag vergangener Woche reichte er bereits sein Rücktrittsgesuch ein. So richtig Spaß macht es wohl nicht, wenn man als Ministerpräsident nicht einmal einen ordentlichen Staat zum Regieren hat. Das Problem war aber weniger, dass er nur Teilen der Westbank vorstand, während im Gaza-Streifen weiterhin die Hamas herrscht, sondern es gab Konflikte mit seinen schwierigen Kollegen. Sein Vorgänger Salam Fayyad hatte bereits im April nach Konflikten mit Abbas um die Besetzung des Finanzministeriums auf­gegeben, die PA bleibt hochverschuldet. Auch Hamdallah hatte sich ein bisschen mehr Autorität gewünscht, die ihm nicht gewährt wurde. Weiterhin bestimmt Abbas die Geschicke der PA, außerdem hatte er für Hamdallah zwei Stellvertreter ausgesucht, den ehe­maligen Außenminister Ziad Abu Amr und den Vorsitzenden des Palästinensischen Investmentfonds, Mohammed Mustafa, die Hamdallah offenbar nicht richtig mitregieren ließen.
Vielleicht hatte der zurückgetretene Ministerpräsident sich sein Stellenprofil vorher auch nicht richtig angesehen. Seine Aufgabe war es vor allem, nach außen hin nett auszusehen, damit weiterhin großzügig für die PA gespendet wird. Da hat der 54jährige Linguist und Präsident einer Hochschule eigentlich gut gepasst, das kommt immer gut an. Seit 1998 steht er der al-Najah-Universität in Nablus vor, die inzwischen rund 20 000 Studierende hat. Bekannt soll die Universität der Anti-Defamation League zufolge aber vor allem für ihre antiisraelischen Aktivitäten und die Rekrutierung von Studenten für terroristische Gruppen sein. Die Hamas soll al-Najah einst als »Gewächshaus für Märtyrer« bezeichnet haben. Dadurch müsste Hamdallah sich eigentlich auch für seinen Posten qualifiziert haben. Schließlich war er nur als Interimsministerpräsident vorgesehen, bis eine Regierung aus Hamas und Fatah gebildet wird. Die Hamas kritisierte seine Ernennung trotz seiner Verdienste für den Jihad aber als illegal, da es sich nicht um eine im Versöhnungsabkommen vorgesehene Einheitsregierung handelte. Mal sehen, wer es als nächstes versuchen darf.