Horror-Romantik

Die Songfolge ist für den Plot verantwortlich, Töne erzeugen Stimmungen, rufen Bilder und Szenen aus angestaubten B-Movies und Horrorfilmen in Erinnerung. A i w A aus Budapest hat den Soundtrack eines imaginären Films kreiert. Sein Konzeptalbum »At the Window« illustriert Motive des Unheimlichen und Verstörenden, wie sie vor allem durch das Werk John Carpenters in das kollektive Gedächtnis eingedrungen sind. Finster dräuende Synthie-Flächen spielen auf Bedrohungsszenarien an, Tracks mit künstlichem Saxophon auf verkitschte Liebeszenen – Horror und Romantik liegen bekanntlich oftmals nahe beieinander. Dass auch Clubbesuche zu den Episoden des Kopfkinos zählen, versteht sich von selbst.
Vielleicht wäre »At the Window« ansonsten auch nicht von Farbwechsel veröffentlicht worden, dem wohl wichtigsten neuen ungarischen Label für randständige Synthesizer-Kompositionen und allerlei andere Spielarten experimenteller und improvisierter Musik. Farbwechsel wurde von Martin Mikolai ins Leben gerufen, einem sehr jungen, sehr begabten Protagonisten des Underground in Ungarn. Mit Hilfe des Labels möchte Mikolai, der als Musiker unter dem Künstlernamen Stefan Olbricht in Erscheinung tritt, eine möglichst enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Musikproduzenten ermöglichen – Farbwechsel ist eher Plattform für künstlerischen Austausch als unternehmerisches Projekt. Dass A i w A zu abseitig ist, um das nächste große Ding zu werden, kümmert niemanden. Auch deshalb wird mit dem Label zu rechnen sein.

A i w A: At the Window (Farbwechsel)