Lizenz zum Gelddrucken

Wenn für einen sehr bedeutenden Posten erstmals eine Frau nominiert wird, noch dazu im Bereich der Ökonomie, kann man davon ausgehen, dass sie fachlich quali­fizierter ist als jeder in Frage kommende Mann. Das ist auch bei Janet Yellen der Fall, die in Zukunft die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) leiten soll. Sie lehrte an den renommiertesten Universitäten, war Vorsitzende der Wirtschaftsberater Bill Clintons, CEO der Federal Reserve Bank of San Francisco und seit 2010 Stellvertreterin Ben Bernankes, des derzeitigen Vorsitzenden der Fed. Wenn sie dennoch dringend einen Rat braucht, kann sie auch nach Feierabend einen Träger des Nobelpreises für Wirtschaft ansprechen, ihren Ehemann George Akerlof. Sie ist Demokratin, trat aber nie in der Parteipolitik hervor. Das dürfte die Republikaner im Senat besänftigen, der ihrer Ernennung durch Präsident Barack Obama zustimmen muss. Aber auch die Demokraten können zufrieden sein, denn Yellen sprach sich für Konjunkturprogramme aus. Sie äußerte sich jedoch nur in akademischen Kreisen und auf Konferenzen, so dass sie in der Öffentlichkeit bislang kaum bekannt war. Eben diese diskrete Haltung könnte den Ausschlag für ihre Ernennung gegeben haben, denn ihr Konkurrent Larry Summers war allzu bekannt für seine Rolle bei der Deregulierung der Finanzbranche in den neunziger Jahren und seine Nähe zur »No risk, no fun«-Kultur der Wall Street, der er geschäftlich verbunden ist.
Angela Merkel muss nun um ihren Rang als mächtigste Frau der Welt auf der Liste des Magazins Forbes fürchten. Die Fed übt zwar keine unmittelbare politische Macht aus, ihre Geldpolitik beeinflusst aber die Konjunktur in den USA und damit die Weltwirtschaft. Ihre Vorsitzenden können mit ein paar Worten für die Vernichtung von Hunderten Milliarden, vielleicht sogar Billionen Dollar sorgen. Als Alan Greenspan 2007 die Worte »Rezession« und »USA« in einem Satz gebrauchte, sank der Dow-Jones-Index um 200 Punkte, obwohl er die Rezession für »unwahrscheinlich« erklärte, bereits seit einem Jahr nicht mehr Vorsitzender der Fed war und damals fast niemand in der Geschäftswelt mit einer Krise rechnete. Umgekehrt funktioniert es allerdings nicht, mit optimistischen Prognosen kann Yellen keine Hausse an den Börsen bewirken. Aber sie kann die Geschäftswelt vorläufig weiter mit billigem Geld versorgen, ohne sich mit renitenten Republikanern streiten zu müssen.