»Mit Hunden, Tränengas, Schlagstöcken«

Seit Mitte Mai befinden sich etwa 100 Flüchtlinge und Unterstützer auf dem »March for Freedom« von Straßburg nach Brüssel, um gegen die Abschottungspolitik der EU zu demonstrieren. In der vergangenen Woche griff die Polizei auf dem Kirchberg in Luxemburg die Protestierenden an. Turgay Ulu, einer von ihnen, hat mit der Jungle World gesprochen.

Wie kam es zu dem Angriff?
Wir sind auf unserem Protestmarsch nach Luxemburg gekommen, weil sich dort die EU-Innenminister zu einer Konferenz getroffen haben. Dort wollten wir Zutritt zum Tagungsgebäude, um unsere Forderungen vorzubringen. Vor dem Gebäude haben wir zunächst ein wenig gewartet, dann haben wir mit dem Leiter der Polizei geredet und ihm unsere Forderungen unterbreitet. Er hat uns gesagt, wir hätten keine Chance, auf der Konferenz zu sprechen. Wir haben dann weiter vor dem Gebäude gewartet, kurze Zeit später wurden wir von der Polizei attackiert, mit Hunden, Tränengas, Schlagstöcken. Viele Leute wurden verletzt, 15 wurden festgenommen.
Sind diese Leute immer noch in Gewahrsam?
Nein. Wir sind danach zum Polizeirevier gegangen und haben gewartet, bis alle freigelassen wurden.
Wie geht es den Verletzten?
Es gab schlimme Verletzungen. Wir sind deshalb auch zu einem Arzt gegangen. Die Atteste haben wir einem Anwalt übergeben, wir werden wegen der Polizeigewalt Anzeige erstatten.
Haben sich die Innenminister zu dem Angriff geäußert?
Nein. Heute kam lediglich jemand von der Linkspartei aus Berlin hierher zu uns, das waren die einzigen, die das interessiert hat.
War dies der erste Angriff der Polizei auf den Protestmarsch?
Das war der erste solche Angriff. Aber wir mussten bisher häufig mit der Polizei diskutieren. Dann hieß es immer: »Das ist eine illegale Aktion. Sie müssen neben der Straße laufen.« Wir laufen aber immer auf der Straße. Es gab also heftige Diskussionen, aber in Luxemburg wurden wir zum ersten Mal so heftig angegriffen.
Wie lange dauert der Marsch noch?
Wir wollen am 21. Juni in Brüssel ankommen.
Sind weitere Aktionen geplant, die der Polizei missfallen könnten?
Vom 21. bis 26. Juni werden wir in Brüssel eine Aktionswoche abhalten. Denn in der Woche gibt es dort ein Treffen der europäischen Innenminister.