»Die Aussichten sind sehr schlecht«

Seit Ende August befinden sich fünf Männer im Abschiebegefängnis Berlin-Köpenick im Hungerstreik. Sie richten ihren Protest »gegen eine ungerechte und willkürliche Asyl- und Migrationspolitik«. Christiane Mende von der Berliner Initiative gegen Abschiebehaft, die den Protest der Männer unterstützt, hat mit der Jungle World gesprochen.

Die fünf Männer protestieren gegen die deutsche Migrationspolitik. Gibt es weitere Gründe für den Hungerstreik?
Sie protestieren gegen ihre Haftbedingungen, insbesondere gegen die Trennung von ihrem gewohnten Umfeld, die im Zusammenhang damit steht, dass seit dem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 25. Juli 2014 von der Abschiebehaft betroffene Menschen aus Nordrhein-Westfalen nach Berlin verlegt werden und dadurch zusätzlich isoliert sind.
Gibt es Reaktionen auf den Hungerstreik von offizieller Seite?
Nein. Bislang ist von den Behörden noch keine Reaktion gekommen, deswegen ist es für mich nicht ersichtlich, ob das eine Auswirkung auf die Entscheidungsprozesse hat.
Den Protestierenden droht also weiterhin die Abschiebung?
Ja. Die jeweiligen Abschiebetermine stehen noch nicht fest, aber bislang sind die Aussichten sehr schlecht.
Wie reagiert das Gefängnispersonal auf den Protest?
Die Hungerstreikenden haben uns berichtet, dass die Gefängniswärter davon kaum Notiz nähmen. Sie wurden darüber unterrichtet, dass sich Inhaftierte im Hungerstreik befinden, aber es gibt keine große Reaktion darauf.
Wird der Hungerstreik von Behörden und Personal ignoriert?
Das kommt darauf an, wie sich der Hungerstreik weiterentwickelt. Einer der Männer, Mokhtar Meguitif, ist schon seit über drei Wochen im Hungerstreik. Er hat jetzt erneut Asyl beantragt, da für ihn die Abschiebung zusätzlich gefährlich ist, weil er erwartet, in Ägypten politisch bedroht zu werden. Da ist unklar, wie sich der Asylantrag weiter entwickeln wird.
Wie wird der Hungerstreik in der Öffentlichkeit aufgenommen?
Er ist jetzt auf jeden Fall ein Thema, die Medien berichten darüber.
Wie unterstützt Ihre Initiative die Hungerstreikenden?
Wir halten Kontakt und gehen in den Knast, um zu gucken, was die Inhaftierten brauchen und wie ihr Zustand ist. Und wir versuchen zu erreichen, dass die Abschiebung verhindert wird. Aber das ist eher schwierig.