Ware Wohnung

Am Samstag demonstrierte in Berlin-Kreuzberg ein breites Bündnis »gegen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen und für die Rekommunalisierung des privaten Wohnungs- und Mietshausbestandes«. Oder, wie auf einem Flyer zu lesen war, »Gegen Gentrifidingsbums«. Mag der Aufruf auch sperrig klingen, der Anlass ist es nicht, denn vom Ausverkauf Berlins sind viele betroffen. Das spiegelte sich auch bei den Teilnehmenden wider, von jung bis alt, klein bis groß, verkleidet bis zivil war alles dabei. Etwa 300 bis 400 Menschen und fast genauso viele Fahrräder zogen durch die Stadt. Vielfach war die Rede von »Goldgräberstimmung auf dem Berliner Immobilienmarkt«. Trotz des ernsten Anlasses war die Stimmung ausgelassen, eine Gruppe Kinder, die sich als Cheerleaderinnen verkleidet hatten, sangen »Berlin bleibt eine Mieterstadt, wir haben Spekulanten satt« und eine als Superheldin verkleidete Demonstrantin trug ein Schild mit der Aufschrift »Zieh doch selber um!« Während die Demonstration Richtung Friedrichstraße zog, wurde in Redebeiträgen, unter anderem vom Bündnis »Stadt von unten« und vom Hausprojekt Brunnenstraße 6/7, die »Aufwertung« Berlins als Verdrängung von Menschen mit geringem Einkommen kritisiert. Da die Privatisierungspolitik der Stadt zunehmend auch Rentner betrifft, die die ständigen Mietsteigerungen nicht mehr bewältigen können, reiste eine Gruppe Senioren gleich mit einer Kutsche an. Auf einem geschmückten und mit Plakaten bestückten Anhänger, der von jungen Leuten gezogen wurde, saß eine Handvoll Senioren, sie tranken Kaffee, aßen Gebäck und demonstrierten für bezahlbare Mieten. Wenn man nett fragte, teilten sie ihren Kuchen auch mit ihren Mitstreitern. Ganz bis zum Ende schafften es die rüstigen Rentner jedoch nicht: Kurz vor der Abschlusskundgebung wurde die Kutsche unter tosendem Applaus verabschiedet, während die illustre Runde zum Abschied würdevoll mit Strohhüten winkte.