Die Bündnispolitik der USA im Kampf gegen den Jihadismus

Der Krieg der Könige

Die Beteiligung der Golfmonarchien und das Schweigen über die türkische Politik gefährden den Erfolg des Einsatzes gegen den »Islamischen Staat«.

Sprecher der syrisch-kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) fordern eine intensivere Bombardierung der Jihadisten, die Kobanê be­lagern, im Internet zeigen Araberinnen und Araber, wie sie auf die Fahne des »Islamischen Staates« (IS) buchstäblich scheißen oder sie verbrennen, weit verbreiteter sind in islamischen Gemeinden dezentere Formen des Protests gegen den Jihadismus. Abgesehen von al-Qaida behauptet eigentlich kaum noch jemand, die Luftangriffe auf den IS seien ein Krieg gegen den Islam.
Dennoch hat US-Präsident Barack Obama Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Jordanien an dem Einsatz beteiligt. Das autoritär regierte, aber vergleichsweise gemäßigte Jordanien ist vom Vormarsch des IS bedroht, die Golfmonarchien aber wollen ihren Führungsanspruch in der Region geltend machen. Zumindest Saudi-Arabien und Katar haben noch in jüngster Vergangenheit jihadistische Gruppen unterstützt. Der IS ist ein Produkt des Wahhabismus, der saudischen Staatsdoktrin. Er ist »bei uns, in unseren Häusern aufgekeimt und wir waren es, die seine Gedanken und seine Rhetorik genährt haben, bis er wuchs«, urteilt der saudische Schriftsteller Turki al-Hamad.
So dringlich es ist, den IS zurückzuschlagen und den belagerten Kurdinnen und Kurden in Kobanê zu helfen – der Golfmonarchen bedarf es dabei nicht. Ihre Beteiligung ist militärisch verzichtbar und politisch verheerend. Seit dem Beginn der arabischen Revolten arbeiten sie an einer Konfessionalisierung der Konflikte, ebenso wie die schiitischen Machthaber des Iran, die im Irak bereits militärisch intervenieren. Eben diese Konfessionalisierung aber muss überwunden werden.
Wie bereits seine Vorgänger scheint Obama an das Klischeebild des pausenlos frömmelnden, leicht reizbaren ideellen Gesamtmuslims zu glauben, dem ein Prediger versichern soll, dass diese Bombardierung islamisch korrekt ist, weil ja die Saudis mitmachen. Die real existierenden Muslime im Kriegsgebiet haben, ebenso wie Anders- und Ungläubige, andere Sorgen. Die Befreiung der Syrer vom IS solle »mit der Befreiung vom tyrannischen Regime Assads verbunden werden«, fordern die Lokalen Koordinationskomitees der Opposition. Die syrischen Kurden sind besorgt, weil sie einen türkischen Einmarsch in die derzeit von ihnen gehaltenen Gebiete befürchten.
Die dubiose Politik der Türkei (siehe Seiten 4 und 5) wird nicht einmal kritisiert, da die westlichen Regierungen wohl meinen, dem wichtigen Nato-Mitglied manches nachsehen zu müssen. Die Golfmonarchien gelten als Garanten der Stabilität, obwohl ohne sie der Jihadismus nie seine heutige Stärke erreicht hätte. Die Luftangriffe können in vom IS bedrohten Gebieten vielleicht das Schlimmste verhindern, die politische Intervention aber weiterhin den demokratiefeindlichen Regionalmächten zu überlassen, ist eine Garantie für das Fortdauern der Konflikte.