Wohin nur mit dem Geld?

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Hurra! Alles wird teurer! »Deutsche geben deutlich mehr Geld aus«, titelte jüngst die Süddeutsche Zeitung und hält das für eine gute Nachricht. Der Einzelhandel setzte im Januar 5,3 Prozent mehr um als im Januar 2014. Ja, das ist klasse, denn es sagt uns, dass zwar immer noch fast alles – außer Öl, Gas und Gurken – teurer wird, nur nicht mehr so schnell wie zuvor, und dass gleichzeitig die Löhne erstmals seit mehr als 15 Jahren wieder ein wenig gestiegen sind. Zum ersten Mal gibt es eine Erhöhung des Reallohns. Wow! Somit sind wir in Deutschland nun wieder auf dem Niveau der Jahrtausendwende. Zwischendrin, 2009, hatten wir 4,3 Prozent weniger in den Taschen. Die Talsohle wurde jetzt verlassen, wir sind endlich wieder nur noch so arm wie im Jahr 2000. Die Preise sind seitdem zwar kontinuierlich gestiegen (Strom um das Doppelte, Bahnpreise auch fast, Benzin kostete vor 15 Jahren 97 Cent, von der Miete wollen wir gar nicht erst reden), aber 2014 stiegen sie eben etwas weniger als zuvor. Sollte man da nicht unbedingt von »Aufschwung« reden?
Umso dringlicher wird es nun zu überlegen, wie man den Menschen diese Schätze, die sie unnütz anhäufen, wieder aus der Tasche ziehen kann. Man könnte doch zum Beispiel auf Einwegpfandflaschen zusätzlich noch einen Beitrag von 20 Cent erheben, einfach mal so. Das hat sich das Bundesumweltamt ausgedacht. Die Grünen in Nordrhein-Westfalen haben voriges Jahr mal vorgeschlagen, auch auf Weinflaschen Pfand zu erheben. Dafür gab es mächtig auf den Dez: »Reglementierungswut« schimpfte die CDU und fürchtete Pfand auch auf Marmeladen- und Würstchengläser. Und das ist natürlich Quatsch. Denn Pfand wird ja zurückgezahlt. Wenn nicht dem Käufer, dann dem Pfandsammler. Aber so geben die Deutschen ja nicht mehr aus, und nur das wäre, siehe oben, eine gute Nachricht.
Dann lieber Preiszuschläge auf alle politisch nicht ganz korrekten Waren. Also auf alle. Irgendwas Schädliches findet sich an jedem Produkt, und warum soll der Bürger dafür nicht auch eine Strafe zahlen? Nicht nur die Marmeladengläser sind böse, auch die Marmelade darin. Werden die Erdbeeren etwa nicht von polnischen Billigarbeitern gepflückt? Schleudert der Traktor, der die Zuckerrüben erntet, nicht jede Menge CO2 in die Atmosphäre? 20 Cent Strafzulage wären noch viel zu wenig! Aber auch die Einkaufswagen, mit denen wir die Einkäufe zur Kasse fahren: verzinkt werden die, das ist doch alles total giftig! Wieso gibt es die gegen ein Pfand umsonst? Sollte man die Ausleihe der Wagen nicht auch besser mit einer Extra-Abgabe belegen? Mietwagen gibt es ja auch nicht gratis. Sie sehen, da ist noch einiges rauszuholen aus den Deutschen, damit die SZ nächstes Jahr jubeln kann: »Deutsche geben noch mehr Geld aus.«