»Ein Schlag in das Gesicht«

Kein Abschuss von Katzen mehr, weniger Arten unter Jagdrecht, bleifreie Munition – das Jagdgesetz, das Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) in Nordrhein-Westfalen einführen möchte, verärgert die Jäger. 15 000 Menschen kamen vergangene Woche in Düsseldorf zu einer Demonstration des Landesjagdverbands (LJV) gegen das Gesetz. Andreas Schneider ist Pressesprecher des LJV.

Minister Remmel möchte per Gesetz mehr Natur- und Tierschutz in der Jagd festschreiben. Ist die Jagd unökologische Tierquälerei?
Hätte er mehr Tier- und Naturschutz in seinem Gesetzentwurf aufgenommen, stünden die Jäger jetzt nicht auf den Barrikaden. Das Gesetz bedeutet aber weniger Natur-, Tier- und Artenschutz. Und es ist ein Schlag in das Gesicht eines jeden, der auf und von dem Land lebt. Minister Remmel hat durchblicken lassen, dass er davon ausgeht, die ländliche Bevölkerung wähle ihn ohnehin nicht. Er macht Politik für eine städtische Wähler­klientel.
Findet da ein Kulturkampf statt?
So weit würde ich nicht gehen. Aber es geht längst nicht nur um das Jagdgesetz. Es soll eine Unkultur des gegenseitigen Misstrauens und der Verbote etabliert werden. Der Erhalt der Artenvielfalt ist natürlich ein ganz wichtiges Thema. Remmels Jagdgesetzentwurf enthält eine Vielzahl von Verschlimmbesserungen, die von diesem Ziel wegführen.
Die Liste der Arten, die unter das Jagdrecht fallen, soll verkleinert werden. Fördert das die Artenvielfalt?
Eine Tierart, die dem Jagdrecht unterstellt ist, ist durch die möglichen höheren Strafen in diesem Rechtskreis und durch die Hegeverpflichtung der Jäger besser geschützt als unter dem Naturschutzrecht. Ein Beispiel: Die Greifvögel unterliegen dem Jagdrecht, haben aber alle eine ganzjährige Schonzeit. Die Falkner, die auch zu uns Jägern gehören, päppeln alleine in NRW pro Jahr 600 bis 1 000 Individuen wieder auf, die beispielsweise im Straßenverkehr verletzt wurden. Sie unterhalten landesweit eigene Auffangstationen für Greifvögel. Solche Natur- und Tierschutzar­beiten möchte der Gesetzgeber den Jägern offenbar aus ideologischen Gründen entziehen.
In den Medien wird häufig die Diskussion um das Erschießen streunender Katzen in den Vordergrund gestellt. Wie häufig kommt es zur Katzenjagd?
Jäger legen überhaupt keinen Wert darauf, wildernde Hauskatzen zu töten, wenn dieses Problem nur endlich anderweitig gelöst würde. Wir reden über Katzen, die in Populationen in der Natur vorkommen. Wir sehen die Schäden, die dadurch entstehen. Es wäre sinnvoll, wenn der Gesetzgeber eine Registrierungs-, Kastrations- und Chip­pflicht für Katzen einführen würde, doch das ist bislang ausgeblieben. Wir haben Minister Remmel mehrfach mitgeteilt, er könne den Jägern das Recht entziehen, wildernde Hauskatzen zu töten, wenn er gleichzeitig entsprechende Alternativen zum Schutz der heimischen Fauna einführt.