Her mit den Daten!

Die Freiheit beim Autofahren trügt, denn der Neuwagen merkt sich nicht nur das Fahrverhalten – all die kleinen Ausweichmanöver und zu eng genommenen Kurven –, er leitet die Daten auch an den Autoversicherer weiter. Derweil korrespondiert der selbstlernende Heizungsthermostat mit dem Energieanbieter, während die Krankenkasse sich brennend für die Daten aus der Gesundheits-App interessiert. Der tolle Komfort der schönen neuen Lebenswelt sei mehr als bloß ein bisschen heikel, schreibt Yvonne Hofstetter in ihrem Buch »Sie wissen alles«.
Hofstetter findet sie erschreckend, die Selbstentblößungen, die grenzenlose Unbekümmertheit, die trotz der öffentlichen Diskussionen um das Thema beim Einkaufen, Chatten, Mailen oder Autofahren herrschen. Big Data habe einen gesamtgesellschaftlichen Paradigmenwechsel ausgelöst, schreibt sie, eine Kontrollgesellschaft und Diktatur der Informationseliten stehe bevor – und damit möglicherweise das Ende der Demokratie.
Ein allzu apokalyptisches Szenario? Geht so. Zumal Hofstetter, die gelernte Juristin und bekannte Führungskraft des deutschen Technologieunternehmens Teramark Technologies, eine Insiderin ist. Weshalb das Buch randvoll steckt mit Details aus der Informationsökonomie. Politikern und Juristen gibt sie Ratschläge für den bis heute weitgehend rechtsfreien Raum der Datenbeschaffung. Klar, mit dem Selbstbestimmungsrecht über unsere Daten ist es ja auch nicht eben weit her.

Yvonne Hofstetter: Sie wissen alles. C. Bertelsmann Verlag, Bielefeld 2014, 352 Seiten, 19,99 Euro