Im Visier

Dass sie vielleicht doch ein wenig recht hatte mit ihren Warnungen vor Jihadisten in den USA, will kaum jemand zugeben. Vielmehr wird Pamela Geller derzeit in vielen Medien als »die Islamhasserin« bezeichnet und für ihre Provokationen gescholten. Die US-amerikanische Bloggerin hatte für den 3. Mai als Vorsitzende der Amerikanische Initiative zur Verteidigung der Freiheit (AFDI) zu einem Mohammed-Karikaturen-Wettbewerb in ein Veranstaltungszentrum nach Garland in Texas ­geladen. Wie heikel eine derartige Veranstaltung ist, war ihr klar. Sie wollte damit angeblich ein Zeichen gegen Islamismus und Selbstzensur setzen. Am gleichen Ort hatte im Januar nach den Anschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo eine muslimische Veranstaltung stattgefunden, bei der es darum ging, »zum Propheten zu halten«. Bereits 2006 hatte Geller als Fanal für die Meinungsfreiheit auf ihrem Blog die umstrittenen Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung Jyllands-Posten veröffentlicht, wodurch ihr Blog erstmals große Bekanntheit erhielt. Politisiert habe sie sich nach den islamistischen Anschlägen auf das World Trade Center 2001. Seitdem kämpft sie vehement gegen die »Islamisierung der USA«.
Die Reaktion am 3. Mai ließ nicht lange auf sich warten. Zwei durch die Karikaturen angeblich beleidigte Muslime eröffneten vor dem Zentrum in Garland das Feuer auf die zahlreich anwesenden Sicherheitskräfte; die Angreifer wurden erschossen, ein Polizist verletzt. Die Terrororganisation »Islamischer Staat« brüstete sich am Dienstag mit dem Anschlag. Geller sprach daraufhin von einem Krieg. Ihr wurde vorgeworfen, das Attentat propagandistisch auszuschlachten. Nun ist sie wahrlich keine vorurteilsfreie, sachliche Kritikerin des Islamismus, sie unterstützt die English Defence League und demonstrierte mit dem Rechtspopulisten Geert Wilders, der auch am 3. Mai in Garland als Redner auftrat, bereits 2010 gegen ein geplantes muslimisches Gemeindezentrum in der Nähe des »Ground Zero« in New York. Die AFDI gilt als antimuslimische hate group, in ihrem Beharren auf Meinungsfreiheit hat Geller sich öfter rassistisch geäußert und sie verbreitet seltsame Verschwörungstheorien über Barack Obama. Doch war es nicht Geller, die auf Andersmeinende geschossen hat. Vorzuwerfen ist ihr aber, dass eine Kritik an Islamismus und Kulturalismus, die auf Rassismus gründet, keineswegs emanzipatorisch ist.