»Gras mit Stempel und Siegel«

Vergangene Woche verschickte Monika Herrmann (Grüne), die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Post an das Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte: einen Antrag auf Eröffnung von zwei Coffeeshops in dem Berliner Bezirk. Andreas B.* verkauft selbst Gras in Berlin und hat mit der Jungle World über die Angelegenheit gesprochen.

Was hältst du von dem Vorhaben, in Kreuzberg Coffeeshops zu eröffnen?
Wenn es wirklich so kommt, wie es in den Medien dargestellt wird, dann bezweifle ich, dass die Coffeeshops ihren Zweck erfüllen. Die sollen den vielen kleinen Dealern rund um den Görlitzer Park das Geschäft kaputtmachen. Wie ich das verstanden habe, sollen dort aber nur Leute einkaufen dürfen, die in Kreuzberg beziehungsweise im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gemeldet sind. All die Laufkundschaft, die Touristen und so weiter können also nichts in den Coffeeshops kaufen. Die Kundschaft für die Dealer bleibt.
Könnten die Coffeeshops sich auf dein Geschäft auswirken?
Nein. Die Sache muss erst einmal genehmigt werden. Ob das überhaupt klappt, weiß keiner. Und selbst wenn, sehe ich keine Konkurrenz für mich. Zwei Shops sind bei der Zahl von Konsumenten in der Stadt insgesamt vernachlässigbar. Und sie dürfen wie gesagt nur an örtliche Kundschaft verkaufen.
Womöglich bleibt es aber nicht bei zwei Shops.
Selbst wenn es irgendwann 20 sind, würde sich für mich nichts ändern. Die Leute, die bei mir kaufen, kennen mich teilweise schon lange. Das ist ja auch eine Vertrauenssache. Sie wissen, mit wem sie es zu tun haben, und bleiben schon mal auf einen Kaffee und ein Schwätzchen.
Am Ende zählt der Preis. Was, wenn die Shops das Gras günstiger anbieten als du?
Ich glaube nicht, dass die das schaffen. Das muss alles staatlich abgesegnet sein, also offiziell geprüftes Gras mit Stempel und Siegel. In den Shops stehen dann auch Angestellte. Allein der Personalaufwand ist groß, anders als bei mir. Das müsste sich auch am Preis zeigen.
Würdest du das Gras im Coffeeshop denn testen?
Ja, da wäre ich neugierig. Würde mich auch interessieren, wie die Shops aufgezogen werden, ob als reine Verkaufsstellen, reingehen, kaufen, rausgehen, oder wirklich als Café, wo man gemütlich sitzt, raucht und was trinkt.

* Name von der Redaktion geändert