Stelldichein gegen Davutoglu

Davutoğlu. So richtig aussprechen konnten sie den Namen des türkischen Ministerpräsidenten nicht, die Demonstranten, die sich am Freitag vergangener Woche zur Auftaktkundgebung auf dem Berliner Hegelplatz hinter dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität eingefunden hatten. Deshalb rief man lieber »Hoch die internationale Solidarität« und »Bleiberecht überall« – passte auch irgendwie.
Um Kanzlerin Merkel mehr Geld rauszuleiern fürs Dichtmachen der Grenzen gegen syrische Flüchtlinge, war Ahmet Davutoğlu nach Berlin gejettet. Gemeinsam feierte man sich für den Kampf gegen den Terrorismus (der freilich in der Türkei den Namen PKK trägt, während er auf Deutsch »Islamischer Staat« heißt).
Etwa 200 Menschen waren trotz der Kälte dem Aufruf der »Interventionistischen Linken« zur Gegenkundgebung gefolgt. Irgendwie hatten alle Fraktionen aus der verkrachten Großfamilie des linksradikalen Internationalismus die eine oder andere Person geschickt, so dass es am Ende ein geradezu erstaunliches Stelldichein von Maoisten bis (Ex-)Antideutschen geworden war. Ein paar Studentinnen verteilten Aufkleber mit der Aufschrift »FCK AKP«. Vor dem Kanzleramt vereinigte sich dann die Kundgebung vom Hegelplatz mit einer etwa gleich großen kurdisch-türkischen Demonstration. Bei der flatterten die dreieckigen grün-gelb-roten Wimpelchen des syrischen PKK-Ablegers PYD, es gab Öcalan-Poster, Pali-Tücher und im Falle der älteren Herren mächtige Schnauzbärte, die Stalin vor Neid hätten erblassen lassen. Dazu kurdischer Ethnopop aus der Konserve. Dann gemeinsames Auspfeifen Davutoğlus. Unweit demonstrierte eine andere Gruppe unter der Halbmondfahne für Davutoğlu – oder einfach nur gegen Kurden. Die ebenfalls in Pali-Tücher gehüllten Männer und die verschleierten Frauen guckten verdammt griesgrämig. Später soll es zwischen beiden Seiten noch zu einer ziemlichen Rangelei gekommen sein.