Fick die Ziege!

Von

Rezepte, das ist es, was die Menschen wollen. Wenn Sie durch die Buchabteilung Ihres Kaufhauses wandern, werden Sie nach den ersten Kilometern bei den Kochbüchern ein Päuschen einlegen müssen, bevor Sie die Etappe Karriereratgeber in Angriff nehmen. Dort wird Ihnen erzählt, wie es nach oben geht. Was jedoch vollständig fehlt, sind Ratgeber für den Weg nach unten, für das Beenden einer Karriere. Nur so ist zu erklären, dass jener Chemnitzer Polizeipräsident noch immer im Amt ist, der nach dem Pogrom in Clausnitz Ermittlungen gegen die Flüchtlinge im Reisebus, also die Opfer, angekündigt hatte. Noch krasser: Nachdem so gut wie zweifelsfrei aufgedeckt worden war, dass offenbar alle Mitglieder der Nazi-Terrorgruppe NSU nicht nur zeit ihres Wirkens unter Beobachtung des Verfassungsschutzes standen, sondern sogar bei ihm Geld verdienten, musste ebenfalls niemand zurücktreten, nicht einmal der Innenminister. Doch selbst die Medien, die dies enthüllt hatten, schenkten dem Thema kaum länger als einen Tag ihre Aufmerksamkeit. Gut, das geht vielen Meldungen so in dieser kurzlebigen Zeit, selbst der Panama-Leak, der nächste große Scoop, schaffte es nur dank großer öffentlich-rechtlicher Anstrengung über den 24-Stunden-Aufmerksamskeitshorizont. Anders ist das bei Themen, bei denen das Wort »Ziegenficker« vorkommt. Aber puh! Ziegen zu ficken, das ist leichter gesagt als getan. Denn alle wollen die Ziege ficken. Ge­naugenommen möchte ein Ziegenficker nicht nur eine, sondern gleich mehrere Ziegen ficken, Konkurrenzkämpfe sind daher unter den Böcken kaum vermeidbar. Aber dazu haben sie ja auch ihre Hörner. Nicht jedem Bock gelingt es, einen eigenen Harem zu erkämpfen. Das ist natürlich frustrierend. Für einen Ziegenbock ist es definitiv keine Beleidigung, »Ziegenficker« genannt zu werden, sondern eine Auszeichnung.
All das interessiert aber niemanden. Interessant finden es die Menschen erst, wenn nicht Böcke Ziegen ficken wollen, sondern Menschen. Als begehrenswerter gelten denen allerdings Pferde und Hunde. Allein in der Schweiz sollen Zehntausende Menschen zoophil sein. Dies ist nicht immer eine einseitige Angelegenheit. Wer hat nicht schon einmal einen erregten Hund von seiner Wade schütteln müssen? Die Dreharbeiten zu »Flipper« mussten mehrfach unterbrochen werden, weil Schauspielerinnen von Delfinen sexuell belästigt wurden. Die meisten Menschen aber wollen gar keinen Sex mit Tieren, sie wollen nur kuscheln. Es gibt dafür eigens Kuschelpuffs, die sich »Katzencafé« nennen. Da kann man Kaffee trinken und mit Katzen schmusen, man kann das auch mit Kaninchen haben oder neuerdings in Tokio sogar mit Igeln. In Berlin, so hört man, soll demnächst ein »Diktatorencafé« eröffnet werden.