Weil Fernsehen

Die allgemeine Gaganess des US-Wahlkampfs und ganz besonders der Fernsehsender, die die Kandidatur von Trump durch ihre exzessive Berichterstattung erst möglich gemacht hatten, zeigte sich in der vergangenen Woche anhand von »Breaking News« auf CNN. Untermalt mit der üblichen Musik und unterlegt mit vielen signalroten Hinweisen, dass das aktuelle Programm jetzt auf der Stelle aufgrund aktueller Entwicklungen unterbrochen werde, schaltete man zum Kandidaten Trump, der, ohne Scheiß, live verkünden durfte, dass er einer frischen CNN-Umfrage zufolge in der Wählergunst nunmehr gleichauf mit Hillary Clinton liege und dass ihn das sehr freue.
Warum ein Fernsehsender nicht einfach das eigens dafür angestellte Personal die neuesten Befragungsergebnisse vorlesen und anschließend von den eigenen Experten diskutieren lässt, sondern ausgerechnet eine der Personen, um die es in den Befragungen ging, und warum CNN damit zuließ, dass diese Person die Umfragewerte auch noch ziemlich grob in eine ihr genehme Richtung interpretierte, ist unerklärlich. Und gleich doppelt unerklärlich ist, warum »einer der Kandidaten liefert jetzt live eine freie, nicht unbedingt faktenbasierte Deutung« eine »Breaking News« sein soll. Zumal die folgenden Stunden damit verbracht wurden, Trumps großzügige Auslegung der Prozente in diversen Sendungen wieder zurechtzurücken, was natürlich ziemlich aussichtslos war, denn wenn ein Unfug erst einmal in der Welt ist, dann können ihn noch so viele Expertenrunden nicht wieder aus eben dieser Welt entfernen.
Und so liegt Trump nun also in der Wählergunst praktisch vor Clinton, weil Fernsehen. Und vielleicht wird er auch Präsident. Weil Fernsehen. Es ist, um es wohlwollend auszudrücken, jedenfalls ein Elend. Weil Fernsehen.